Pogány Ö. Gábor - Csengeryné Nagy Zsuzsa dr. szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1. szám. (MNG Budapest, 1970)

74. Mihály Zichy (1827-1906) : Mephisto gibt sich erkennen Zichy Mihály (1827—1906): „Mefisztó felfedi magát" dem vorigen Bild, doch die Kontraste sind wesentlich gemilderter, wie die im dritten Bilde gesehenen. Auch der ruhige Rhytmus der Dreieckskomposition kehrt wieder zurück. Faust steht in der Mitte, dem Beschauer zugekehrt. Die Spitze des Dreiecks bildet die scharf gezeichnete Linie seiner Kappe. Von den beiden Dreiecksseiten führt die eine — entlang der ruhigen Linie seines rechten Armes — zur Hand, die das auf dem Arbeitstisch liegende Buch er­greift, während die andere Seite von der Kappe aus über den Rücken des sich verbeugenden Mephistos bis an den Bildrand verläuft. Die Komposition und die Abstufungen der Töne illustrieren gleichermassen die Lösung der Span­nung und Faustens Sieg. Faust lässt in „Ruhestellung" durch ruhige Körperhaltung seine ungeheure Spannung von vorhin verebben. Mit seiner auf die Hüfte gestützten linken, und der auf dem Buche ruhenden rechten Hand erinnert er an Bilder, welche siegreiche Feldherren dar­stellen. In seinem Antlitz erscheint ein halb siegreiches, halb nachsichtiges Lächeln. Er ist ein wirklich grosser Mann, der den Besiegten seinen Sieg nicht fühlen lässt. Dagegen ist Mephistos Gestalt, sein Gesichtsausdruck durch­aus nicht so eindeutig. Zwar verbeugt er sich, doch der selbstsichere Ausdruck seines Gesichtes entspricht durchaus nicht einer Niederlage. Faust ist überzeugt, den Geist besiegt und zum Bekennen seiner Vorsichten zu haben. Mephisto jedoch hat nun was er wollte erreicht, er ist in Faustens Leben eingetreten. Dieses in Zeichnung so zum Ausdruck zu bringen, konnte nur einem Künstler gelingen, der selbst in der Seele das ganze Drama durch­lebte. Mephisto, aus dem Nebel hervortretend, spricht : „Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten? 11 und Faust erwiedert mit fast spöttischem Lächeln : „Das also ivar des Pudels Kern! Kin fahrender Scholast ? Der Casus macht mich lachen !" Diese aufgelöste .Stimmung ist der Übergang zur nächsten Szene, welche nun in der fünften Zeichnung dargestellt ist. Faust, noch immer ruhig, legt freundschaftlich seine Hand auf Mephistos Schulter. Beide stehen in der Bild­mitte, Mephisto ein wenig dem Publikum zugewandt, wäh­rend Faust — mit etwas zur Seite geneigtem Haupt — den Blick auf Mephisto richtend. Zwar forschen seine Augen, aber seine Haltung, sein Blick drücken eher Interesse als Zweifel und Unsicherheit aus. Faust drängt Mephisto zu sagen, wer er sei und wie sein Name wäre ? Seine Fragen sind gerade und verständ­lich. Nicht so die Antworten Mephistos. Auf Faustens Frage wer er eigentlich sei, lautet die Antwort : „Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schaßt." Faust hält ihm den darin enthaltenen Widerspruch vor : „Du nennst dich, einen Teil und stehst doch ganz vor mir?" darauf Mephisto : „Bescheidne Wahrheit Sprech ich dir. Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt, Gewöhnlich für ein Ganzes hält — Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war, Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar." Wie bringt nun Zichy in der Zeichnung diese Zwie­spältigkeit zum Ausdruck: Fausts natürliche Fragen und Mephistos rätselhafte Antworten ? Real, und ohne jedes Mystikum: nur durch die Körperhaltung, den Gesichts­ausdruck der beiden Gestalten. Faustens Antlitz kennen wir schon und wissen wie eindeutig es ist. Nicht so Mephisto. Seine Haltung ist die verkörperte Demut und Huldigung; ganz anders aber sein Gesicht, sein hinterhältiger,

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