Szakács Sándor szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1990-1991 (Budapest, 1991)

GYULAI FERENC - HERTELENDI EDE - SZABÓ ISTVÁN: Frühmittelalterliche Pflanzenfunde und ihre Datierung vom Gebiet des Plattensees

Alle Kerne von Weinrebe (Vitis vinifera L.) sind unverkohlt. Die meisten Kerne besitzen einen langen Schnabel, sind kreishnienförmig abgerundet und ihre Form ähnelt einer Birne. Aber es kommen auch Kerne vor, die einen kurzen, ausgeprägten Schnabel aufweisen. Die Bauchseite ist abgerundet bucklig. Die morphologischen Kriterien sprechen eindeutig dafür, dass es sich um Kerne von kultivierten Wein handelt. Die Weinsorte lässt sich allerdings nicht bestimmen. Heute gibt es um Plattensee herum bedeutendste Weinbaugebiete. Der Obstbau hatte grosse Bedeutung! Die Funde geben erstens ein direktes Bild über den Obst- und Weinbau der Awarenzeit und liefern Belege für das Weiterleben der auf römischer Grundlage aufgebauten pannonischen G artenbau tradition. In der Römerzeit war am Plattensee eine hochentwickelte Obst- und Weinbaukul­tur etabliert worden. Im Gebiet um Fonyód-Bélatelep kamen viele Gebäudereste aus der Römerzeit zum Vorschein. In Fonyód wurden die Grundmauern einer Villa rustica freigelegt. Auf dem Burgberg stiess man auf die Reste einer römischen Befestigungsanlage (MAGYAR 1985). Unsere Fundstätte liegt westlich des Burgberges bei der Siedlung Bélatelep. Die Wein und Obstanbauflächen können auf den Westhängen des Burgberges gelegen haben. Vor der Entwässerung des Nagyberek-Moores (1914) war dort nämlich eine landwirtschaftliche Nützung nicht möglich. Auf Grund der Funde können wir auf einen umfangreichen Obstverbrauch schli­essen. Die Früchte der wildwachsenden, im Karpatenbecken einheimischen Hasel­nuss und Schlehe wurden ebenfalls gegessen. Der Schluss, dass die Früchte dieser Pflanzen gesammelt wurden, ist aber nicht zwingend. Zum Schutz der Obstgärten empfiehlt nämlich J. Lippay (1966), stechende Pflanzen in Hecken anzupflanzen, z.B. Weissdom, Schlehe und Strauchweichsel. Es gibt Quellen dafür, dass in Wein­gärten auch Obst angebaut wurde (ERMÉNYI 1981-1983), was auch für die hier behandelte Siedlung angenommen werden kann. Obwohl die Römer in ihren Provinzen die Süsskirsche anbauten, so z.B.in Ger­manien (Körber-Grohne 1979) und auch in Pannonién (Patay and Póczy 1964), ist der Schluss nicht zwingend, dass sie ausschliesslich als Kulturpflanze betrachtet werden muss. Sie ist nämlich im Karpatenbecken eine heimische Pflanze (Soó 1966). In unserer Gegend (Sümeg) wurde sie schon im Spätneolithikum nachgewiesen (SÁGI and FÜZES 1967). Der leicht verwildernde Speierling (Sorbus domestica L.) ist im grössten Teil Ungarns eine verbreitet vorkommende Waldpflanze (Soó 1966). Obwohl ihr ältestes Vorkommen bei uns für die Römerzeit belegt ist (Hartyányi, Nováki und Patay 1967-1968), muss sie doch als heimische Pflanze angesehen werden. Speierling, Apfel und Birne wurden, wie man aus alten Quellen weiss (Rapaics 1940), als geschätzte Wildobstbäume beim Wald-Roden geschont und in der Ackerlandschaft oder in der Nähe der Gehöfte stehengelassen. Die Walnuss ist zwar im Karpatenbecken heimisch (GREGUSS und SZÁLAI 1950), aber der heutige Nussanbau basiert auf römischen Grundlagen. Auch die Pflaume kam durch die Vermittlung der Römer nach Pannonién. In

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