Für Lajos szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1981-1983 (Budapest, 1983)

Das landwirtschaftliche Wissen der Menschen in der Forschungs- und Ausstellungsarbeit des Ungarischen Landwirtschaftsmuseums

DAS LANDWIRTSCHAFTLICHE WISSEN DER MENSCHEN IN DER FORSCHUNGS­UND AUSSTELLUNGSARBEIT DES UNGARISCHEN LANDWIRTSCHAFTSMUSEUMS IVÁN BALASSA Die landwirtschaftlichen Museen weichen in ihrer Geschichte, Methodik und Ausführung der Ausstellungen von den anderen Museen bedeutend ab. Dieser Unterschied ist für sie charakteristisch, bestimmt ihr Gepräge und eben deswegen ist es der Mühe wert, einleitend davon Einiges zu sagen. Die grossen Museen in Europa, in erster Reihe die Nationalmuseen, sind schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, respektive in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zumeist von privaten Raritätensammlungen entstanden. Demgegenüber fällt die Gründungszeit der grossen landwirtschaft­lichen Museen auf das Ende des vergangenen Jahrhunderts. Sie haben sich in erster Reihe als Folgen dieser grossen Vorführungen entfaltet, die mit der Weltausstellung in London, im Jahre 1851 begon­nen haben und unter anderen die neuesten Ergebnisse der Landwirtschaft, hauptsächlich die Mechani­sierung zur Schau stellten. Wir dürfen uns deswegen nicht staunen, dass z.B. das Ungarische Landwirtschaftsmuseum, sich von dem Material der Milleniumsausstellung im Jahre 1896 entfaltend, seine Sammel- und Vorführungstätigkeit erstens auf die Gegenwart, auf das Fortgeschrittenste konzentrierte. Und so war es im Fall der anderen landwirtschaftlichen Museen. Das wiederspiegelten die Ausstellungen in der ersten Periode nach ihrer Gründung. Bis also die Museen mit anderem Charakter (z.B. Geschichte, Kunstgeschichte etc.) in erster Reihe das Material der Vergangenheit sammelten und das Eindringen der Gegenwart in diese Museen nur im 20. Jahrhundert, ja nicht selten erst nach dem zweiten Welt­krieg begonnen hat, können wir bei den landwirtschaftlichen Museen eine entgegengesetzte Tendenz beobachten. Die Museen schlössen sich von den Fragen der Gegenwart in vielen Fällen so schroff ab, dass die Nationalgalerien die bildenden Künste der Mitwelt nicht aufnahmen, sondern besondere Galerien zum Sammeln und Vorführen dieser Schöpfungen eingerichtet wurden. Das historische Interesse der landwirtschaftlichen Museen ist aber demgegenüber ein Kind des 20. Jahrhunderts, ganz besonders das des letzten Halbjahrhunderts. Die Entfaltung dieser Sammeltätig­keit und die wissenschaftliche Bearbeitung wurde von dem Umstand beträchtlich gehemmt, dass die Mehrzahl dieser Museen sich unmittelbar der landwirtschaftlichen Produktion angeschlossen hat. Erstens führte die landwirtschaftliche Direktion die aufsieht über diese Museen und unterstützte sie finanziell, zweitens hatten die Angestellten beinahe alle landwirtschaftliche Ausbildung und bewandt in den gegenwärtigen Fragen der Landwirtschaft, beschäftigten sie in erster Reihe deren Ergebnisse. Historische Problemen wurden kaum berührt. Und hier sind wir zu einem anderen charakteristischen Zug angelangt, welcher die land­wirtschaftlichen Museen von den anderen unterscheidet. In den historischen Museen sind Historiker tätig, in den archäologischen Archäologen, Kunsthistoriker arbeiten in den Museen der bildenden Künste und im allgemeinen ist auf die Museen charakteristisch, dass die wissenschaftliche Forscher­garde ziemlich homogen sei. Ganz anders ist die Lage heute in den landwirtschaftlichen Museen, die immer mehr einen historischen Charakter gewinnen. Die verschiedensten Wissenschaftszweige werden in ihre Tätigkeit einbezogen und von Museologen mit verschiedener Ausbüdung vertreten. Diese Tatsache möchte ich wieder an dem Beispiel des Ungarischen Landwirtschaftsmuseums anführen. Das musealische Sammeln und Ausstellen der Landwirtschaft der ältesten Epochen ist Aufgabe der Archäologen. Hier legen wir aber besonderen Wert auf das Sammeln und Ausstellen der archäologischen Samen- und Knochenfunden. So untersuchen entsprechende Fachleute diese Fragen und als Ergebnis ihrer Forschungen können wir die Domestikation der Tiere oder Haustiere der land­nehmenden Ungarn unseren Besuchern zeigen. Neben den Archäologen ist die Tätigkeit der Agrar­historiker besonders wichtig, denn sie untersuchen die wichtigsten Fragen der Entwicklung der ungarischen Landwirtschaft von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen und publizieren die ungarische und internationale agrarhistorische Bibbographie. Das Beleuchten der Entwicklung der landwirtschaftbchen Arbeitsgeräte und Maschinen halten wir auch für sehr wichtig. Diese Arbeit verrichten Gerätehistoriker mit landwirtschaftbcher, archäolo-

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