Für Lajos szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1981-1983 (Budapest, 1983)
Die Bedeutung der Stammbuchführung zur Zeit der Tierrassenwechsel in Ungarn
DIE BEDEUTUNG DER STAMMBUCHFÜHRUNG ZURZEIT DER TIERRASSENWECHSEL IN UNGARN GÁBRIELLÉ GOZ Die Grundlage der ungarischen Tierzucht bildete jahrhundertelang die natürliche Weide. Auch in der ungarischen Rinderzucht sicherte diese die Aufrechterhaltung unserer grossen Herden bis zum 19. Jahrhundert. Bereits die 1800-er Jahre bedrohten stark den Rinderbestand in ganz Europa, da die Vernichtung der östlichen Rinderseuche unerwartete Ausmasse annahm. Aufgrund zeitgenössischer statistischer Angaben sind der Rinderseuche in Ungarn von 1828 an kontinuierlich zahlreiche Tiere zum Opfer gefallen und in der Zeit von 1849 bis 1862 betrug die Anzahl der erkrankten Tiere insgesamt 396,266 Stück. In der Zwischenzeit zeitigten in der Landwirtschaft die erfolgten konstruktioneilen Veränderungen, die neuen wirtschaftspolitischen Richtungen einen grundlegenden Wechsel. Die allmähliche Abnahme der Weideflächen, die Verbreitung der Getreide- und Futterproduktion, die Einfuhr von Müchrindern erforderten neue Methoden im Interesse des Aufschwungs der ungarischen Rinderzucht. Ziel war vor allem der Ersatz der Tieranzahl, aber die Einfuhr der teueren Importstammtiere erforderte von den Züchtern höhere Fachkonntnisse. Es mussten die bereits bewährten Haltungsvoraussetzungen gesichert werden, gleichzeitig mussten aber auch die im Ausland gut bewährten Zuchtmethoden übernommen werden. So rückte in der ungarischen Rinderzucht allmählich in ganz Ungarn die auf Stallhaltung, Futterproduktion beruhende und sozusagen von den ungarischen Verhältnissen gelenkte zielbewusste Zucht in den Vordergrund. Es wurde die Rolle der Vererbung erkannt und zwar auf so einer Stufe, dass zur Registrierung der ausgezeichneten und ausgezeichnet vererbenden Tiere und ihrer Nachkommen unter Berücksichtigung der ungarischen Verhältnissen das im Ausland bereits gut bewährte Stammbuchhaltungssystem ausgearbeitet wurde. In Ungarn wurden bereits vom Ende der 1700-er Jahre an in der Rinderzucht Domänenstammbücher geführt, aber die erste landesweite Anregung erfolgte 1858, als der Ungarische Landeswirtschaftsverein das Landesstammbuch eröffnete, worin die in Ungarn lebenden und von Besitzern zur Registrierung erwünschten Rassentiere und Kreuzungen zusammen mit ihren Abstammungsangaben kontinuierlich in Evidenz gehalten wurden. Dieses Stammbuch erstreckte sich auf die Registrierung der Pferde, Rinder, Schafe und Schweine und die Grundregeln wurden 1876 veröffentlicht. Da das erhoffte Ergebnis ausblieb, hat das Landesstammbuchkomittee - das 1855 gegründet wurde - 1866 in einem Aufruf die Regeln der Stammbuchführung bekanntgemacht und machte die ungarischen Tierzüchter auf ihre Bedeutung aufmerksam. Dieser Massnahme folgte bald die im Sinne des am 18. April 1887 erlassenen Beschlusses vom Landesstammbuchkomittee herausgegebene „Anordnung zur Führung des Landesstammbuches und zur Anmeldung ins Landesstammbuch zusammen mit dem Hinweis zur Führung von Privatstammbüchern", die 1888 erschien und viele nützliche Hinweise enthielt. Die andere Möglichkeit der Förderung der Rinderzucht sah man in der Einfuhr von ausländischen Rassen. Dabei spielte die Simmentaler-Rasse eine wichtige Rolle, die in den Gütern bereits seit Anfang des Jahrhunderts erfolgreich gezüchtet wurde. Es wurden auch mehrere solche staatlichen Stammzuchten gegründet . Unter ihnen erlangte die Mezó'hegyeser Simmental-Zucht die grösste Bedeutung, die 1879 geschaffen wurde. Die Stammbuchführung der Simmentaler Rinder begann aber landesweit erst 1892. Das Landesstammbuchkomittee arbeitete eine neue Stammbuchführungsgrundregel aus, die am 1. Januar 1894 in Kraft trat. Der Ungarische Landeswirtschaftsverein wollte in der ungarischen Rinderzucht die Einfuhr von Importtieren, die Organisation der landesweiten Stallhaltung und Futterproduktion verwirklichen, als er die Stammbuchführung landesweit einführte. Dieses Stammbuchführungssystem hat Imre Uhelyi - Professor der Wirtschaftsakademie zu Magyaróvár - weiterentwickelt, zu dessen Anregung in Komitat Moson ein Züchtungsverein gegründet wurde, dessen Ergebnisse auch die Aufmerkasamkeit der westlichen Züchter ausserhalb der Landesgrenzen erweckten. Seine Tätigkeit wurde in den Fachkreisen von Österreich, Deutschland, Dänemark, Amerika und Japan anerkannt. Imre Újhelyi organisierte einen Milchproduktionswettbewerb, er gründete den ersten Milchproduktionskontrollverein, hat die Futterproduktion organisiert und machte gleichzeitig auf die zielbewusste Fütterung aufmerksam. Damit bewies er die Bedeutung der intensiven Rinderzucht und wies die Richtung für die ganze ungarische Rinderzucht.