Takács Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1973-1974 (Budapest, 1975)

Einige Fragen der wirtschaftlichen-gesellschaftlichen Entwicklung Ost-Europas (Mit besonderer Rücksicht auf die Agrarverhältnisse)

EINIGE FRAGEN DER WIRTSCHAFTLICHEN-GESELLSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG OST-EUROPAS (MIT BESONDERER RÜCKSICHT AUF DIE AGRARVERHÄLTNISSE) von PETER GUNST Die Geschichtsschreibung betrachtet im allgemeinen das westeuropäische Modell der Entwicklung als Masstab für die Menschheit: während die osteuropäische Entwicklung als eine verspätete Variante der westeuropäischen bezeichnet wird; die zwar von analoger Grundlage startete, später aber ihre Richtung änderte. Jedoch lassen heute immer mehr Angaben vermuten, dass die westeuropäische Entwicklung im Leben der Menschheit etwas aussergewöhnliches war, deren Grundlage von den anderen abweicht und die Assimüierung an den Westen, eben als Folge des würtschaftlichen-gesellschaftlichen Einflusses von West-Europa, in den anderen Weltteilen, so auch in Osteuropa nur später erfolgte, indem die Originalzüge noch lange bewahrt wurden. Die Eigenheiten der westeuropäischen Entwicklung stammen aus der Verschmelzung der antiken (griechisch-römischen) Errungenschaften (wobei neben den Produktions- und technischen Errungenschaften das persörüiche Grundeigentum griechischen Ursprungs und die sich darauf bauende Rechtsordnung und Weltanschauung das wichtigste ist) mit der keltisch-germanischen Tradition. Das Prinzip des persönlichen Grundeigentums unterdrückt das System des Gemeineigentums der keltisch-germanischen Dorfgemeinschaften auf dem Gebiete der Enteignung der Produkte und macht damit den einzelnen Produzenten an der Erhöhung der Produktion interessiert. Dem Grundherrn steht persönüch der Bauer gegenüber. Er verfügt über die Produkte, die auf seinen Feldern erzeugt werden, was ihn zur Erhöhung der Produktion und - da das verhältnismässig kleine Gebiet eine relative dichte Bevölkerung hat - auch zur intensiven Entwicklung der Wirtschaft anspornt. Dadurch wird die ganze Gesellschaft dynamisch. Diese intensive, die Produktivität erhöhende Tendenz ist der Motor der Entwicklung von westeuropäischen Typ. Die aus Handelsstädten und administrativen Zentren zu industriellen Ansiedlungen gewordenen Städte werden zu weiteren Anregern der Agrarentwicklung. Die Landwutschaft Westeuropas kann die, trotz der Auswanderungen und Epidemien verhältnismässig dichte Bevölkerung im 14. Jahrhundert nicht mehr vollkommen versorgen. Es beginnt also ein Import von Lebensmitteln un Rohstoffen aus anderen Gegenden der Welt, vor allem aus Osteuropa. Für Osteuropa (für die Gebiete Europas östlich von der Elbe, vom tschechischen Becken und von der Donau) war das sog. asiatische Grundeigentum, d.h. die Konzentrierung des Landeigentums in Händen des despotischen Herrschers charakteristisch. Dementsprechend bebauen die voneinander abgesondert, in kleinen Gemeinschaften als Sklaven lebenden Bauern gemeinsam den Boden und tragen auch gemeinsam die, diesen Dorfgemeinschaften auferlegten Steuerlasten. Dieses Gemeinschaftsystem ist eines der wichtigsten Hindernisse für die Entwicklung der Produktion und für die Änderung dieser Gesellschaft. Auch der Überfluss an Boden ; und die niedrige Bevölkerungsdichte lässt keine intensive, die Produktivität erhöhende Entwicklung zu, nur eine Ausbreitung auf gleichem Niveau. In diesen Gegenden hat die sog. „Stadt" einen ganz anderen Charakter als in Westeuropa. Sie ist entweder ein (von fremden Völkern bewohnter und in die Gesellschafts-Wütschaftsstruktur nicht eingebauter) Knotenpunkt des Fernhandels oder eine Müitär-Verwaltungszentrale. Dies alles ist gleicherweise charakteristisch für die in diesen Gebieten sesshaft gewordenen, oder nomadenhaft lebenden Völker. Ein Unterschied zeigt sich höchtens in der despotischen oder etwas mehr demokratischenen Form der Herrschaft. Was hiefür der Grund ist, wurde von den Forschern bis heute noch nicht überzeugend geklärt. Die wütschaftliche Verbindung zwischen West- und Osteuropa beschränkte sich vor dem 14. Jahrhundert nur auf den Fernhandel von überlieferten Produkten. Dieses Verhältnis ändert sich aber im 14. Jahrhundert durch die wütschaftliche Emporsteigung Westeuropas. Vorerst verursachte die Nachfrage nach Silber, Gold und Kupfer eine Veränderung. Diesem Umstände konnte die Ansiedlung von Bergleuten und das Entstehen von Bergstädten verdankt werden. Später wollte man sodann den wachsenden Lebensmittelbedarf befriedigen. Damit begann der Rüiderexport von Südskandinawien,

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