Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)

Müller, Hans-Heinrich: Zur Frage der Umwandlung der traditionellen Landwirtschaft

Forderung der bürgerlichen Aktionäre nach Schadenersatz wurde vom Mi­nisterium mit dem Hinweis abgelehnt, daß es in dieser Sache keinen Einfluß habe, weil hier eine reine Privatspekuliation vorläge. Etwas mehr wissen wir schon über die sogenannte „Rheinisch-Pommetrsche Ackerbau-Aktiengesellschaft", die aber erst 1867 mit Sitz in Köln gegründet wurde. Das anfängliche Aktienkapital betrug 200 000 Taler. Später erhöhte sich diese Summe noch recht beträchtlich. Aktionäre waren Banken, bürger­liche und adlige Gutsbesitzer, Kaufleute. Der Zweck des Unternehmens be­stand darin, daß die Aktiengesellschaft in den östlich der Elbe gelegenen Provinzen Preußens größere Güter pachtete und durch eine rationelle Bewirt­schaftung höhere Erträge herausgewirtschaftet werden sollten. Bei dieser Aktiengesellschaft waren aber zweifellos ostelbische Junker die Inspiratoren. Ein Mitglied dieser Gesellschaft, der bekannte Gutsbesitzer SENFFT VON PILSACH, Oberpräsident von Pommern, der zweifellos ein re­lativ fortschrittlicher Gutsbesitzer war, regte nämlich die Bildung dieser Ak­tiengesellschaft an. In seinen Briefen an bekannte Kölner Bankiers, an die Regierung in Berlin und an andere Institutionen gab er immer wieder zu verstehen, daß, wenn ein nachhaltiger Fortschritt in der Landwirtschaft Ost­elbiens erreicht werden sollte, er nur möglich wäre durch die Intelligenz der westlichen Provinzen im Verein mit dem Kapital. Denn nur dieses könne die Reichtümer der ostelbischen Provinzen erfolgreich ausbeuten. In dieser Ak­tiengesellschaft wurden pommersche Güter eingebracht und nach Pachtprin­zipien bewirtschaftet. Die Aktionäre erhielten aus dem erwirtschafteten Ge­winn ihre Anteile. Aber in dieser Aktiengesellschaft spielte wohl die Verschuldung der ostelbischen Junker, die ja beinahe chronisch war, eine entscheidende Rolle. Aus den Akten ist nämlich zu ersehen, daß SENFFT VON PILSACH über 600 000 Taler Schulden besaß. Er hoffte sie deshalb über die Form der Ak­tiengesellschaft und über die aus den westlichen Provinzen eingebrachten Ka­pitalien im Laufe der Zeit abdecken zu können. Doch dieses Vorhaben schlug fehl. Die Aktiengesellschaft löste sich später, nach etwa zwanzig Jahren, auf. Die Liquidation wurde in der bekannten Vossischen Zeitung bekanntgegeben. Es hieß lakonisch : Die Bilanz schließt bei einem Aktienkapital von 846 000 Talern mit einem Verlust von 840 000 Talern ab. Es waren nur ganz wenige Beispiele, die ich hier anführen konnte. Ich hoffe, daß ich zur gegebenen Zeit eine ausführlichere Studie über dieses in­teressante und bisher noch kaum untersuchte Problem veröffentlichen kann. Es sollte gezeigt werden, daß sich auch mit diesen Aktiengesellschaften, mögen sie nun erfolgreich gewesen sein oder nicht, Wandlungen in der traditionellen Landwirtschaft abzeichneten, wie „industrielle Formen" bereits im frühen 19. Jahrhundert auf die Landwirtschaft übertragen wurden.

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