Balassa Iván szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1969-1970 (Budapest, 1970)
Balassa Iván: A magyar ekés földművelés kezdetei
unseren Vorfahren bekannt geworden (z.B. die des Weinbaues). Vom Verfasser werden die mit dieser Frage verbundenen Ergebnisse der verschiedenen Wissenschaftszweige zusammengefaßt, Von der Linguistik wurde der bulgaro-türkische Ursprung des Wortes eke (aratrum, Pflug) bereits vor langer Zeit festgestellt. Verfassers Forschungen scheinen dieses Ergebnis noch mit zwei weiteren Wörtern zu ergänzen: köpü (Schaftloch der Schar), köldök (Griessäule). Obwohl der türkische Ursprung des Verbums szárit (arare, pflügen) nicht erwiesen ist, stammt dieses Wort voraussetzlich aus der Zeit vor der Landnahme. Außerdem hat der ungarische Pflug einige Benennungen seiner Bestandteile, deren Grundbedeutung finnougrischen oder iigrischen Ursprunges ist. Die Linguistik spricht also dafür, daß das Ungartum in den 7 — 9. Jh. im Besitze des Pfluges gewesen sei. Das überaus reiche Fundmaterial der sowjetischen Archäologie deutet darauf hin, daß die Bulgaren der Wolgagegend über eine bedeutende Agrikultur verfügt hatten. Die Pflugscharen und die an manchen Stellen gefundenen Seche sprechen über Pflüge verschiedener Größe und Gattung. Neben dem allgemein verbreiteten Wühlpflug (Arl) sprechen die asymmetrischen Pflugscharen dafür, daß der eine Mittelpunkt der Ausgestaltung des in Osteuropa allgemein bekannten Beetpfluges (Pflug) das Bulgarenreich an der Wolga war. Als das Ungartum nach Süden wanderte, mag es auch den Pflug der Saltowo-MaiatzkKultur im Chasarenreieh kennen gelernt haben. Durch die Ergebnisse der Archäologie ist also bewiesen, daß die sich mit unseren Vorfahren berührenden bulgaro-türkischen Völker über einen entwickelten Pflug verfügt hatten. Seitens der geschichtlichen Tatsachen wird diese Feststellung nur unterstützt. Ibn liusta und Gardezi schreiben gleichfalls über die entwickelte Agrikultur der Bulgaren. Dies wird auch durch die Feststellungen der sowjetischen Gelehrten (Grekow, Smirnow, K irjanow) unterstützt. Von der ethnographischen Forschung wurden in der mittleren Wolgagegend in den 18. und 19. Jh. bei den Tschuwaschen, Baschkiren und Mari's jene Pflüge gefunden, die sich aus dem Pflug der Wolgabulgaren entwickelt haben mögen. Folkloristisehe Aufzeichnungen, Pflugfeste deuten dort auf die hohe Vergangenheit der Pflugkultur hin. Die vorgelegten Daten Verfassers beweisen, daß hinter den bulgaro-türkischen Lehnwörtern des Ackerbaues in der ungarischen Sprache — auch wenn man nur den Pflug und den Ackerbau betrachtet — eine hochentwickelte Agrikultur gestanden hatte. Davon mag das Vormagyarentum vielerlei Elemente übernommen haben, auch wenn es sich nur im Randgebiet des Wolgabulgarenreiches niederlassen hatte. Dieser Einfluß hat sich nur gesteigert im Chasarenreieh, dessen Pflugkultur gleichfalls bewiesen und allgemein bekannt ist. 2. Ostslawische Elemente der tingarischen Pjhigwirtschaft. Zu diesen Beziehungen mag es im 9. Jh., im Gebiet zwischen Dneper und der unteren Donau gekommen sein. Nach Feststellung der Linguistik hat das Ungartum hier mehrere Wörter von den Ostslaw r en übernommen. Unter diesen Wörtern wurden aber auf den Pflug hindeutende nicht in Evidenz gehalten. Vom Verfasser wird die ostslawische Herkunft der folgenden Wörter für wahrscheinlich gehalten: gerendely (Pflugbaum), fating (Wiede), kormány (Streichbreit), talyiga (Radvorgestell), ösztöke (Pflugreute). Es scheint auf Grund der terminologischen Daten, daß die Altungarn mit dem Beetpflug (Pflug) unmittelbar vor der Landnahme, in der Nähe der Ostslawen, bekannt geworden sind. Zahlreiche Bodenfunde der sowjetischen Archäologen (wie Scharen, Seche) beweisen, daß auf diesem Gebiete im 9. Jh. solche Pflüge benutzt wurden, die symmetrische Schar, Sech, Streichbrett und Radvorgestell besaßen. Auf diesem Gebiet kam das U"ngartum nicht nur mit den, sich des solchen Pfluges bedienenden Ostslawen in Berührung, sondern liegen die einzelnen archäologischen Fundplätze in jenen Gegenden, wo der Aufenthalt des Ungartunis vorauszusetzen ist. Die Geschichtsquellen und ihre Auswertung beweisen gleichfalls, daß die sich mit dem Ungartum berührenden slawischen Völker eine intensive Agrikultur besessen und sich in den 9— 10. Jh. auch der Beetpflüge bedient hatten. Arabische Schriftsteller behaupten im 9. Jh., daß die Ungarn viel Ackerfeld besäßen. 5* 67