Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Suhling, Lothar: Erlebnis Styropor – Oder wie vor 50 Jahren in Ludwigshafen a. Rhein ein Schaumstoff entstand, der die Märkte der Welt eroberte

einem Hohlraum einsperrt, der den Zutritt von Wasser etwas gestattet, zu einem zusammenhängenden Formkörper ausbilden lassen 30 ." Das Ergebnis eines ersten Versuchs - wiederum In einer Schuhcremedose ­war überaus beeindruckend, es „hatte sich ein wunderbarer geschlossener Schaumstoffkörper aus den Teilchen gebildet" 31 . Aus einer kleinen Beobachtung entwickelte Stastny schnell eine originelle Methode der Formkörperherstellung die dem Styropor ungeahnte Möglichkeiten und eine große Zukunft erschloß, zumal als das hierfür benötigte blähfähige Rohstoffgranulat mit Hilfe der bereits bekannten Perlpolymerisation bei stark verringerten Polymerisationszeiten unmittelbar hergestellt werden konnte. Das Patentgesuch vom 20.4.1951 nennt als Erfinder Dr. Fritz Stastny und Dr. Karl Buchholz, den Leiter der Produktionsabteilung Poly­styrol 32 . Das Jahr 1951 brachte somit den verfahrenstechnischen Durchbruch des neuen Schaumstoffs. Es gilt geradezu als einer der „Marksteine in der Geschichte der BASF" 33 , wenngleich die Voraussetzungen hierfür in den Ergebnissen von 1949 und den darauf fußenden beiden Grundpatenten geschaffen worden waren. Mit Wirkung vom 26.3.1952 wurde schließlich das Verfahren des Vorschäumens von ungeschäumten Granulat zur Herstellung von Formkörpern mit Raumge­wichten zwischen 10 und 20 kg/m 3 patentiert 34 , ein weiterer bedeutender Beitrag zum methodischen Rüstzeug für den zukünftigen Großeinsatz des Schaumstoffs. Auf diesem Verfahren Stastnys sollte später die Fertigung von mehr als 90% aller Polystyrol-Schaumstoffe beruhen. Doch zunächst mußte man sich auf einen Namen für den inzwischen wohlent­wickelten „schaumgeborenen" Sprößling aus Dr. Stastnys Labor einigen. Der Er­finder schlug die Bezeichnung Styropor vor - und dabei blieb es dann auch. Unter diesem Warenzeichen wurde der nicht nur preiswerte, sondern auch höchst viel­seitig einsetzbare neue Schaumstoff im Spätjahr 1952 auf der Kunststoff-Messe in Düsseldorf erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. - Mehr und mehr fand Styropor das Interesse von Verarbeitern und Anwendern. Im Gefolge des wirt­schaftlichen Aufschwungs in Europa und in Übersee eroberte er sich eine zu­nehmend breitere Palette an Verwendungsmöglichkeiten in allen möglichen Bran­chen bis hin zur Landwirtschaft oder gar zur Tropenmedizin bei der Bekämpfung der Moskitoplage in Afrika 35 . Was als little science im Labormaßstab begonnen und zur Erteilung von weltweit ca. 40 Patenten geführt hatte, was Fritz Stastny seit 1949 mit zwei Mitarbeitern, bis 1956 schließlich mit Unterstützung von mehr als dreißig Mitwirkenden forschend, erfindend und entwickelnd auf den Weg gebracht hatte 36 , gedieh seit den späten 50er Jahren zur big science eines Großunternehmens. Dieses hatte die einzigartigen wirtschaftlichen Möglichkeiten der Erfindung erkannt und setzte nun alles daran, sie großtechnisch zu nutzen. In der Folge wurden kon­tinuierlich arbeitende Produktionsanlagen entwickelt, die Verfahrensstufen opti­miert, Styropor-Varianten entwickelt (z. B. das Styrodur u. a.), neue Einsatz­bereiche erschlossen, Lizenznehmer in der ganzen Welt zur Produktion und Verar-

Next

/
Thumbnails
Contents