Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Suhling, Lothar: Erlebnis Styropor – Oder wie vor 50 Jahren in Ludwigshafen a. Rhein ein Schaumstoff entstand, der die Märkte der Welt eroberte

Die Suche Stastnys richtete sich auf preiswerte Substanzen, die sich im Polymerisat unter Normaldruck einschließen lassen und beim Erhitzen auf ca. 100 °C große Treibgasmengen entwickeln, so daß Schäume von sehr geringem Raumgewicht entstehen: „In dieser Situation" - so Fritz Stastny selbst - „überlegte ich dann, ob man nicht mit Flüssigkeiten als Treibmittel arbeiten kann... Zu dieser Überlegung wurde ich durch ein altes, etwa aus dem Jahre 1934 stammendes schwedisches Patent, dessen Inhalt ich noch im Kopt hatte, angeregt, wo als Treibmittel für Polystyrol Lösungsmittel vorschlagen wurden... Nach den Erfahrungen bei Verwendung von Lösungsmitteln und Festkörpern, z. B. in Lacken, schloß ich, daß auf diese Weise niemals ein hochwertiger Schaumstoff herstellbar wäre... Ich überlegte, daß eine Flüssigkeit im Polystyrol gerade nicht löslich sein muß, damit sie nicht wie ein Lösungsmittel beim Trocknen eines Lackes in der Wärme schnell verdampft. 24 ." Gesagt, getan: Anfang Oktober 1949 begann Stastny, im Chemiker-Taschen­buch nach Flüssigkeiten mit niedrigen Siedepunkten zu suchen, die in Styrol löslich sein durften, nicht aber in Polystyrol. So untersuchte er organische Flüssigkeiten wie Äthanol, Aceton, Petroläther, Tetrachlorkohlenstoff, Methanol, Benzol u. a. auf ihre Tauglichkeit. Die neue Idee vom Treibmittel traf gewissermaßen in's Schwarze. Der 2.12.1949 markiert ein denkwürdiges Ereignis in der Geschichte des Styropors: Eine Probe war am Vortag in einer Schuhcremedose mit gelockertem Deckel bei 80 °C in den Wärmeschrank gelegt worden, um sie am gleichen Abend zur Prüfung des Schäumungsverhaltens eines speziellen Ansatzes mit einpolymerisiertem Petroläther wieder zu entnehmen. Das war versehentlich vergessen worden. Als man nun am Morgen des 2. Dezember die länger als gewöhnlich temperierte Probe bemerkte, hatte sich ein eigenartiges Phänomen eingestellt, wie Dr. Stastny berichtet 25 : „Der Unterteil der Dose befand sich am Boden und der Deckel auf einem Schaumstrang etwa 25 cm höher als der Dosenboden. Dieses Gebilde war starr und hatte Wabenstruktur...". Zur Überraschung des Forschers und seines Laboranten hatte sich ein Schaumstoff aus geschlossenen Waben mit einem Außergewöhnlich geringen Raumgewicht, das stellenweise sogar unter 10 kg/m 3 betrug, gebildet. Die Geburts­stunde des Styropors hatte geschlagen. Warum sich gerade Petroläther, wie weitere Versuche zeigten, als besonders geeignetes Treibmittel bei einem Anteil von 6% herausstellte, ließ sich nicht be­gründen. Fritz Stastny im Interview von 1983 26 : „Die Wirksamkeit des Treibmittels war zu dieser Zeit keineswegs voraussehbar und ist auch schwierig physikalisch zu definieren - im Gegensatz zu den herkömm­lichen Verfahren, die genügend erforscht sind." Die besondere Wirksamkeit von Petroläther hat man später u. a. darin gesehen, daß er eine gewisse Quellwirkung im Polymerisat hervorruft. Der neue Stand des „Verfahrens zur Herstellung poröser Massen aus Polymerisaten", dem u. a. das

Next

/
Thumbnails
Contents