Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Suhling, Lothar: Erlebnis Styropor – Oder wie vor 50 Jahren in Ludwigshafen a. Rhein ein Schaumstoff entstand, der die Märkte der Welt eroberte

Stastny 1965 anhand seiner Laborjournale in einem unveröffentlichten Manuskript, das er mit „Erlebnis Styropor" überschrieb 21 . Größere Perspektiven für eine preiswerte Schaumstoffproduktion eröffnete die­ser erste beachtliche Erfolg Stastnys angesichts des technischen Aufwands und der methodischen Umständlichkeit jedoch nicht. Er machte gleichwohl die Ab­teilungsleitung auf diese Arbeiten aufmerksam, zumal bereits potentielle Abnehmer nach derartigen Schaumstoffen bei der BASF angefragt hatten. Während Stastnys Abteilungsleiter Dr. Rudolf Gäth in der - wie vermerkt - be­reits anderenorts praktizierten Methode der Schaumerzeugung durch Zusatz von Treibmitteln in höherviskosem Zustand der Kunststoffmasse auch für Polystyrol eine Möglichkeit zu sehen glaubte, was sich jedoch schnell als wenig praktikabel herausstellte 22 , wandte sich sein Sachbearbeiter einer grundlegend anderen Über­legung zu: Wie wäre es, wenn Monostyrol ohne Schaumbildung mit einem Treib­mittel gemischt und der Ansatz bei einer Temperatur polymerisiert werden würde, bei der noch keine Gasentwicklung einsetzt? Beim Erwärmen oberhalb der Er­weichungstemperatur müßte dann das Polymerisat durch die nun eintretende Gas­entwicklung aufschäumen. - Ein origineller methodischer Ansatz, der weitaus geringeren technischen Aufwand verhieß, war konzipiert. Doch war dies überhaupt ein wirtschaftlich gangbarer Weg angesichts des Umstands, daß Styrol bei niedri­gen Temperaturen i. a. lange Polymerisationszeiten erforderte? Nun, ein Forscher wie Fritz Stastny wäre nicht zum Erfinder geworden, wenn er sich durch solche Vor­behalte von der empirischen Umsetzung seiner Idee hätte abhalten lassen. Ohne seine Vorgesetzten noch weiter zu konsultieren, begann Stastny im September 1949 in seinem Labor unverzüglich mit Versuchen zur Realisierung seines neuarti­gen Konzepts. In kleinen Schuhcremedosen machte er Ansatz um Ansatz, wobei er dem flüssigen Monostyrol Treibmittel verschiedenster Art und Menge beimisch­te. Anschließend wurde die Polymerisation im Wärmeschrank bei mäßiger Tem­peratur durchgeführt und später das Aufschäumen bei höherer Temperatur. Nicht lange, so war er sich über die prinzipielle Wirksamkeit der neuen Methode im klaren. Obwohl Raumgewicht wie Zellenstruktur noch viel zu wünschen übrigließen, zögerte Fritz Stastny nicht länger, sein „Verfahren zur Herstellung po­röser Massen oder poröser Formkörper aus Polymerisaten" mit Wirkung vom 5.11.1949 zum Patent anzumelden (1. Grundpatent). Dabei wurde Dr. Gäth, der die Zustimmung zur Anmeldung geben mußte, als Miterfinder gennant 23 . Damit aber begann erst die eigentliche Sisiphusarbeit. Sollte die neu entdeckte Möglichkeit, Treibmittel bei Atmosphärendruck einzupolymerisieren und anschließend das ge­bildete thermoplastische Polymerisat aufzuschäumen, zu einer technisch-ökono­rnisch nutzbaren Innovation werden, so mußte man nach Treibmitteln suchen, die der Methode und der Eigenart der beteiligten Stoffe besonders angemessen waren. - Stofflich beteiligt waren übrigens neben Styrol und Polystyrol auch Poly­merisationsbeschleuniger, die das Problem der Polymerisationszeit von Styrol bei mäßiger Temperatur lösen sollten.

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