Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Suhling, Lothar: Erlebnis Styropor – Oder wie vor 50 Jahren in Ludwigshafen a. Rhein ein Schaumstoff entstand, der die Märkte der Welt eroberte

Bei Bayer Leverkusen entdeckte man 1929, daß der synthetische Kautschuk Buna (aus Butadien und Natrium) wesentlich haltbarer und widerstandsfähiger wurde, wenn man ihn zusammen mit 10-40% Styrol polymerisierte. Buna S war geboren und wurde weltweit zum Begriff, hielt doch z. B. ein Autoreifen aus diesem Mischpolymerisat länger als ein Pneu aus Naturkautschuk bzw. daraus vulka­nisiertem Gummi 12 . Schon bald nach seiner Machtergreifung von 1933 ging Hitler daran, Deutschland auf einen neuerlichen Krieg vorzubereiten. Dafür kamen ihm die auf heimische, Rohstoffe basierenden Entwicklungen im Bereich der Synthesechemie, wozu auch das Synthesebenzin aus der Kohlehydrierung gehörte 13 , gerade recht, um über Vierjahrespläne und staatliche Förderprogramme die sogenannte Rohstoffreiheit für Dutschland herzusteller. Die Techniker und Wissenschaftler - in vorderster Linie die der Großchemie, die seit 1926 in der IG Farbenindustrie AG einen mächtigen Konzern geschmiedet hatte - waren gefordert, alle möglichen Ersatzstoffe vornehmlich aus Kohle, Kalk, Luft und Wasser zu produzieren. Und sie taten - wie auch schon zuvor -, was man von ihnen erwartete. Fritz Stastnys Vorarbeiten in Ludwigshafen Mit seinen Erfahrungen in der Kautschukverarbeitung bei der Semperit Gummi­werke AG, Werk Engerau bei Preßburg, war Fritz Stastny, der gebürtige Brünner (1908), Absolvent der Deutschen Technischen Hochschule Brünn im „chemisch­technischen Fache" (1932) und zwei Jahre später promoviert zum Dr.-Ing., für die BASF gerade der richtige Mann, auf dem so wichtig gewordenen Gebiet der Weiter­entwicklung kautschukähnlicher Syntheseprodukte mitzuwirken. So folgte der 31­jährige dem Angebot der I. G. Farben zum 1.9.1939, dem Tag des Kriegsbeggins Hitlers, von der Donau an den Rhein zu wechseln und als Sachbearbeiter in die Coloristische Abteilung (später Anwendungstechnische Abteilung) des Ludwigs­hafener Werkes einzutreten 14 . Vielfältige Arbeiten auf dem weiten Feld der Kunst­stoffe erwarteten ihn. Sie trugen während der Kriegszeit nicht unwesentlich dazu bei, die anwendungstechnischen Kenntnisse von Kunststoff-Kautschuk-Mischun­gen, Kunststoff-Kunststoff-Copolymerisaten (z. B. Buna S), von Polysobutylen (Oppanol) ebenso wie von Polyamiden u. a. zu erweitern und zu vertiefen 15 . Wohl von besonderer Bedeutung für die spätere Styropor-Entwicklung waren jene Labor­versuche Stastnys, die der Herstellung von Schaumstoffen aus synthetischen Stoffen galten. Gesucht wurde namenlicht nach Ersatzstoffen für ein seit langem bekanntes und noch heute verwendetes Kautschukprodukt, den Hartgummi­schaum 16 . 1942 fuhr Fritz Stastny nach Leverkusen, um sich bei der Bayer AG - wie die BASF ein Werk der I. G. Farbenindustrie - über den Stand der dort geglückten Schaumstoffherstellung aus Polyurethan mit Hilfe eines gaserzeugenden Ver-

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