Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)
Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Suhling, Lothar: Erlebnis Styropor – Oder wie vor 50 Jahren in Ludwigshafen a. Rhein ein Schaumstoff entstand, der die Märkte der Welt eroberte
Heute - 1999 - verlassen jährlich rund 500.000 t allein die Ludwigshafener Produktions-anlagen; weltweit sind es 2,2 Mio t. In verschäumten Zustand entspricht dies etwa einem Volumen von 150 Mio m 3 oder einem Kubus von rund 530 m Höhe, Breite und Länge 4 ... ein überragender Erfolg eines Produkts, das zu 98 bis 99% aus Luft besteht. Wie aber kam es zu diesem „großem Wurf" 5 , der eine eigene Branche begründete und der BASF AG bis heute außergewöhnliche Unternehmensgewinne bescherte? Wer gehörte zu den Akteuren, die vor genau fünfzig Jahren in Ludwigshafen a. Rhein den Stein ins Rollen brachten? Und welchen Part spielte dabei insbesondere Fritz Stastny 6 , den man bereits 1962 in Asien als „noted German inventor of Styropor" feierte 7 . Hierüber sollen im folgenden einige nähere Ausführungen gemacht werden, wobei allerdings viele interessante Details aus Zeitgründen ausgeblendet werden müssen. So kann ich auch nur bruchstückhaft aus dem letzten Interview zitieren, das mir Dr. Stastny am 1. September 1983 in seinem Ludwigshafener Haus gewährte 8 . Zur Vorgeschichte der Styropor-Entwicklung Styropor besteht im nicht geschäumten Zustand aus Polystyrol mit einem einpolymerisierten Treibmittel. Ausgangsstoff für Polystyrol ist Äthylenbenzol, das der Berliner Apotheker Eduard Simon 1835 aus Styrax, dem Balsam des Styrax-Baumes, erstmals isoliert und den Namen Styrol gegeben hatte. Marcelin Berthelot, der wohl bedeutendste französische Chemiker der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, gelang es gegen Ende des Jahrhunderts, Styrol im Labor herzustellen, indem er Äthylen und Benzol durch glühende Röhren leitete 9 . Strukturformel des Styrols Zu wissenshaftlichem Ruhm gelangte diese - wie man schon früh beobachtet hatte - bereits in der Sonne erstarrende Flüssigkeit, d. h. zu einem Thermoplast polymerisierende Substanz, durch die Arbeiten Hermann Staudingers in Freiburg nach dem Ersten Weltkrieg über Polymerisation. Er hatte seine Forschungen zum Chemismus und zur Struktur der Kettenmoleküle thermoplastischer Stoffe in besonderer Weise auf Polystyrol konzentriert, für den er die noch heute gültige Bezeichnung prägte und den er geradezu als ein „Modell des Kautschuks" ansah 10 . Es lag nahe, daß man sich auch in der deutschen großchemle dieses interessanten Syntheseprodukts annahm, zumal es sich von seinen Eigenschaften her als ein besonders für die neue Technik des Spritzgießens geeignetes Material herausstellte. So wurden in der BASF Ludwigshafen seit 1930 die Styrolreaktoren zur Herstellung von Polystyrol immer größer 11 und der Ausstoß and Spritzgußteilen in der Dynamit Nobel AG in Troisdorf bei Köln immer qualitätvoller.