Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Kritsman, Viktor a.: Die bedeutende Rolle Justus von Liebigs in der Entstehung und Entwicklung der chemischen Schulen in Russland im 19. Jahrhundert

Zinin verließ Giessen schließlich im Oktober 1839. Während dieser Zeit bereite­te er seine ersten experimentellen chemi­schen Forschungen vor, deren Ergebnisse in Liebig's „Annalen der Chemie" 1839 und 1840 veröffentlicht wurden [25]. Liebig schrieb am 28. Juli 1839 an Jons Jacob Ber­zelius: "Ein Herr von Zinin aus Kazan setzte einige meiner früheren Versuche über Bitter­mandelöl fort, er hat ganz interessante Ent­deckungen gemacht" [22, S. 191]. Liebigs anerkennendes Urteil wurde durch die wei­teren Forschungen Zinins nach seiner Rück­kehr nach Russland bestätigt. 1842 wurden in den „Nachrichten der St.-Petersburger Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften" die durch Zinin entdeckten Laborverfahren zur Darstellung der aromatischen Ami­noverbindungen (zuerst Anilin-C 6 H 5 NH 2 , 3. Porträt von Nikoiaj Nikoiaevic Zinin fj as zinin damals „Benzidam" nannte) aus Photo DeutsTes'mlllm, München den entsprechenden Nitroverbindungen (N R 5425-5) (aus Nitrobenzol-C 6 H 5 N0 2 ) nach dem fol­genden Reaktionsmechanismus [26]: C 6 H 5 N0 2 + 3 H 2 S = C 6 H 5 NH 2 + 3 S + 2 H 2 0 Später hat Zinin die Synthese der vielen Stickstoffhaltigen aromatischen Verbindungen mit untersucht: z. B. Amine, Azo- und Azoxy-Verbindungen [27]. A. von Hofmann, Schuler Liebigs und Kollege Zinins im Giessener Laborato­rium, der Mitbegründer der Farbstoffchemie, erinnerte sich 1880 an dessen folgen­reiche Entdeckung: „Allerdings war es damals gar nicht abzusehen, eine wie gros­se Zukunft der eleganten Methode, welche diese Abhandlung kennenlehrte, vorbe­halten war [...]. Harfe Zinin nichts Anders als die Ueberführung des Nitrobenzols in Anilin gelehrt, sein Name würde mit goldenen Lettern in der Geschichte der Chemie verzeichnet bleiben [Kursiv durch- V. K.]" [28]. Diese Entdeckung Zinins wäre ohne seine systematischen Studien in Liebigs Laboratorium unmöglich gewesen, wo er ca. eineinhalb Jahre lang bis September 1839 gearbeitet hatte. Im Giessener Laboratorium wurde Zinin zu einem Chemiker der Liebig-Schule ausgebildet. Er lernte in der Schule Liebigs die wesentlichen Fra­gestellungen der zeitgenössischen chemischen Forschungen kennen und verinner­lichte, wie notwendig Forschungsarbeiten im Laboratorium für den Chemieunter­richt sind. Im Herbst 1840 kehrte Zinin nach Russland zurück. Schon im Januar 1841 habilitierte er sich glänzend für Chemie (aufgrund der Ergebnisse seiner Ar­beiten in Liebigs Giessener Laboratorium) an der St.-Petersburger Universität [29].

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