Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Kritsman, Viktor a.: Die bedeutende Rolle Justus von Liebigs in der Entstehung und Entwicklung der chemischen Schulen in Russland im 19. Jahrhundert

b2. Die Rolle Zinins bei der Gründung des Systems des experimentellen chemischen Unterrichts in Russland Die pädagogische Tätigkeit Zinins nahm der frischgebackene Chemieprofessor an seiner Alma mater, der Kazaner Universität, auf. Im Juni 1841 wurde er zum Extra­ordinarius an die Universität Kazan berufen. Dort setzte er seine Forschungen, die er in Liebigs Laboratorium begonnen hatte, fort: Er synthetisierte viele aromatische und andere organische Verbindungen. Alle seine Forschungen führte er in den La­boratorien der Kazaner Universität (bis Ende 1847) durch. Gleichzeitig setzte er sich intensiv für Liebigs Labormethode der chemischen Ausbildung an diesen Hochschulen ein. Zinin experimentierte im Laboratorium auch mit seinen Schülern; wie Liebig teilte er den Studenten die Resultate seiner Forschungen regelmäßig mit; wie Liebig übergab er Themen eigener Forschungen erst dann an Studenten, wenn diese die hauptsächlichen Methoden der Laborarbelten beherrschten. Zinin unterrichtete Chemie, ebenfalls wie Liebig, nicht nur für künftige Chemiker, sondern auch für Amateure dieser Wissenschaft. In Kazan arbeiteten in seinem Laborato­rium als Studenten auch Mathematiker, Botaniker und andere. In diesem Laborato­rium begann 1844 der Student der naturwissenschaftlichen Abteilung der Kazaner Universität, der künftige Mitbegründer der bekannten Theorie der chemischen Struktur der organischen Verbindungen Alexandr (Alexander) Mihailovic Butlerov (1828-1886) seinen Weg in die Chemie. Butlerovs Erinnerungen verdeutlichen die wesentlichen Merkmale von Zinins chemischer Ausbildung: „N. N. [Zinin - V. K.][...] beschränkte seine eigenen Forschungen auf das Gebiet der organischen Chemie und wiederholte auch die Experimente anderer Chemiker. Er trug diese Experimen­te teilweise seinen Studenten auf, machte aber den größten Teil dieser Experimen­te mit eigenen Händen. Bei der Durchführung der verschiedenen Experimente mußte der Schüler die verschiedenen Bereiche der organischen Chemie kennen­lernen [...]. Jeder Student mußte [damals - V. K.] fleißig arbeiten, weil er zusammen mit dem Professor gearbeitet hat" [30, S. 222 f.]. Zinin sprach wie Liebig mit seinen Schülern nicht nur über chemische Probleme. Er unterhielt sich mit Ihnen auch über deutsche Literatur. Einer von Zinins Schülern, der berühmte Zoologe Nikolaj Petrovic Wagner (1829-1907) erinnerte sich später an Zinin als einen hochgebildeten Menschen und der beliebteste Professor unter den Kazaner Studenten: „Er war der erste, der uns mit eindrucksvollen Zitaten und durch Rezitieren aus Goethes 'Faust' und Schillers 'Die Räuber' bekannt gemacht hat" [31, S. 11]. 1847 wurde Zinin zum Professor der Chemie und Physik der St.-Petersburger Medizinisch-Chirurgischen Akademie berufen: ab 1848 begann er seine wissen­schaftliche Schule in St.-Petersburg zu entwickeln. In dieser ärztlichen Akademie bestand die Hauptaufgabe Zinins darin, die Ausbildung in Chemie und Physik für künftige Ärzte zu organisieren. Er schrieb: „Das Studium der Naturwissenschaften muß die erste Rolle bei der medizinischen Ausbildung spielen. Das Studium dieser Lefirkurse ist nicht das Studium einer Nebendisziplin für die Medizinstudenten [...].

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