Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Kritsman, Viktor a.: Die bedeutende Rolle Justus von Liebigs in der Entstehung und Entwicklung der chemischen Schulen in Russland im 19. Jahrhundert

gen, mit denen Voskresenskij viele frische Kräfte an das Gebiet der Chemie zu fes­seln wußte. Während andere [Professoren- V. K.] oft über die größten Schwierig­keiten, Verständnis für ihre wissenschaftlichen Anliegen zu finden, klagten, haben wir dagegen in Voskresenskijs Laboratorium oft sein beliebtes Sprichwort gehört: 'nicht Götter brennen die Töpfe und stellen die Ziegel her'. Und darum bemühten wir uns in allen Laboratorien unter Voskresenskijs Leitung [...] die Ziegel zu formen und zu brennen, aus denen die Gebäude des chemischen Wissens errichtet wer­den. [...]. Ergebnis der ausgedehnten pädagogischen Tätigkeit ist die große Menge der russischen Chemiker, die Voskresenskij ihren 'Großvater' nennen" [15, S. 623]. Diese Chemiker entwickelten nicht nur die wissenschaftlichen, sondern auch die aktiven staatsbürgerlichen Traditionen Liebigs in der ersten russischen chemischen Schule, die man auf Grund meiner chemiehistiorischen Analyse ihrer Besonderhei­ten als die „staatsbürgerliche St.-Petersburger chemische Lehr- und Forschungs­schule-Hess-Voskresenskij Schule"benennen darf, weiter. Viele dieser Schüler (in Wirklichkeit Hess-Liebig-Voskresenskij-Schüler) waren nicht nur erstklassige Che­miker, sondern auch die bedeutenden Organisatoren der russischen chemischen Hochschulausbildung und chemischen Industrie in Russland. Z. B. Mendeleev ar­beitete lange Zeit als Direktor „der Hauptkammer für Maße und Gewichte Russ­lands" (des staatlichen Hauptamts für Prüfung von Meßgeräten); er hat auch einen großen Beitrag zur Entwicklung der chemischen Industrie (besonders Erdöl­industrie) in Russland geleistet; Professor Nikolaj Alexandrovic Mensutkin (Menschutkin) (1842-1907), ein bekannter Spezialist der organischen, analytischen und physikalischen Chemie, war ein aktiver Mitbegründer (am Anfang des 20. Jahr­hunderts) der bis jetzt berühmten Technischen Universität, benannt nach dem rus­sischen Kaiser Peter dem Großen in St.-Petersburg. Die zweite wichtigste russische chemische Schule Oes 19. Jahrhunderts, die in der provinziellen Stadt Kazan' am Anfang der 1840er Jahre entstanden wurde, läßt sich auf etwas andere Weise charakterisieren. Das Hauptinteresse der Mitglieder dieser Schule bestand nicht nur in der Organisation eines systematischen experi­mentellen chemischen Unterrichts in den russischen Hochschulen, sondern auch in der intensiven experimentellen Erforschungen der neuen Wege der organischen Synthese. Der Begründer dieser Schule war auch ein bedeutender russischer Schüler J. Liebigs, Nikolaj Nikolaevic Zinin. Er arbeitete später (ab 1848 bis 1874) als Professor der Chemie in der berühmten Medizinisch-Chirurgische Akademie in St.-Petersburg. Diese zweite wichtigste russische chemische Schule des 19. Jahr­hunderts darf man, nach unserer Meinung, als die „Kazan-St.-Petersburger For­schungs- und Lehrschule der Organischen Chemie-Liebig-Zinins-Schule" benen­nen. Weil diese Schule der Organischen Chemie unter dem starken Einfluss der spezifischen wissenschaftlichen und menschlichen Atmosphäre sowie den For­schungsrichtungen des Laboratoriums J. Liebigs in Giessen entstanden hatte, dür­fen wir diese russische chemische Schule nach der Analogie mit der Definition von J. Berzelius der Schule Liebigs als die „Art Poesie in der Wissenschaft" [14, S. 272]

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