Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)
Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Kritsman, Viktor a.: Die bedeutende Rolle Justus von Liebigs in der Entstehung und Entwicklung der chemischen Schulen in Russland im 19. Jahrhundert
klassigen Chemieprofessoren Alexandr Abramovic Voskresenskij (1812-1880), ein Spezialist auf den Gebieten der organischen, anorganischen und analytischen Chemie (er studierte bei Liebig 1837-1838) und Nikolaj Nikolaevic Zinin (18091880; er arbeitete in Giessen 1838-1839), der einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der organischen Chemie leistete. Diese beiden Chemiker schufen nach ihrer Rückkehr aus Giessen in Russland die wichtigsten wissenschaftlichen Schulen der modernen Chemie. Als ein weiterer russischer Schüler Liebigs trat Professor Nikolaj Nikolaevic Sokolov (1826-1877) hervor, ein Chemiker der organischen Richtung, der 1850 bei Liebig in Giessen studierte, Voskresenskijs Schüler war und die erste russische chemische Zeitschrift (1859) sowie das erste Laboratorium der Chemie für Amateure in Russland (St.-Petersburg, 1858) begründete. Außerdem ist Professor Alexej Ivanovic Chodnev (1818-1883), Hess' Schüler, Spezialist in den Fächern organische Chemie, Biochemie (physiologische Chemie) und Thermochemie zu nennen, er war einer der ersten aktiven Anhänger der neuen Theorien der organischen Chemie -Typentheorie von A. Laurent und Ch. Gerhardt- in Russland. Chodnev hatte 1843 bei Liebig studiert. Professor Pavel Antonovic ll'enkov (1821-1877), Spezialist auf den Gebieten der Agrikulturchemie und der chemischen Technologie, veröffentlichte grundlegende russische Lehrbücher der entsprechenden chemischen Fächer. Er studierte 1844 bei Liebig in Giessen. Justus Liebig war sowohl der jüngste Professor der Chemie in Deutschland (er wurde mit 21 Jahren außerordentlicher Professor) als auch der erste Professor, der den Studenten Chemie nicht nur als Bücherwissen, sondern auch in praktischen Übungen mit interessanten Rätseln und unerwarteten Antworten vermittelte. Liebig war überzeugt, daß Chemieunterricht ohne gut vorbereitete Systeme von Laboratoriumsaufgaben unmöglich ist: „Die Experimental-Chemie soll sie mit den Grundsätzen und mit den Eigenschaften der Körper bekannt machen" [13, S. 156 f.]. Die neue Methode der chemischen Ausbildung Liebigs beruhte auf folgenden durch ihn aufgestellten Prinzipien: 1. Das Experiment ist nicht nur ein wichtiger Teil der Vorlesungen, sondern mittels dieser Methode soll jeder junge Chemiker auch selbst die verschiedenen experimentellen Verfahren in dem Universitätslaboratorium beherrschen lernen. 2. Ein junger Chemiker soll nach Absolvierung der Universität nicht nur ein Spezialist, sondern auch ein Forscher sein. Jeder junge Chemiker soll zu diesem Zweck laufend die wissenschaftlichen Zeitschriften und Monographien lesen, und neue Reaktionen sowie die Eigenschaften der Stoffe mittels der Laborverfahren selbst untersuchen. 3. Die eigenen experimentellen Forschungsarbeiten sollten die Studenten Liebigs im Rahmen der wissenschaftlichen Vorhaben seines Laboratoriums durchführen und später in einer chemischen Zeitschrift nur unter dem Namen des jungen Chemikers publizieren. Jons Jacob Berzelius (1779-1848), der „Patriarch" der damaligen Chemiker aus