Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Kritsman, Viktor a.: Die bedeutende Rolle Justus von Liebigs in der Entstehung und Entwicklung der chemischen Schulen in Russland im 19. Jahrhundert

russischer Liebig-Schüler (z. B. J. Fruton 1990 [7], H. Leicester 1940, 1947 [8], D. Lewis 1994 [9]). Aber die Autoren dieser Abhandlungen analysierten nicht die Be­ziehungen der wissenschaftlichen Schulen der modernen Chemie in Russland, die Liebigs Schüler schufen; und die spezifische Rolle dieser Schulen in der Begrün­dung der modernen Chemie in Russland. In der russischen Literatur wurden bisher nur einzelne Briefe Liebigs an seine russischen Schüler und seine Gutachten über die Tätigkeit dieser Chemiker im Gießener Laboratorium veröffentlicht. Die russischen Autoren kannten die westli­che Literatur über das Leben und die Tätigkeit von Liebig kaum (siehe z. B die Wer­ke von Ju. I. Solov'ev und N. N. Figurovskij 1954; 1957 [10], Ju. S. Musabekov 1962 [11], Solov'ev 1985 [12]). In der vorliegenden Arbeit wurden die Materialien über die wissenschaftlichen und persönlichen Beziehungen zwischen Liebig und den russischen Chemikern aus der chemiehistorischen Literatur verschiedener Art (Monographien, Biogra­phien, Artikel) sowie aus Archivalien wie Briefen, Erinnerungen Liebigs, seiner deutschen und ausländischen Freunde, Kollegen und Schüler ausgewartet und neu interpretiert. 2. Justus Liebigs Laboratorium in den 1830er und 1840er Jahren als die Wiege der modernen Chemie für Russland Der Strom der jungen ausländischen Chemiker nach dem Laboratorium Liebigs in Giessen in den 1830er Jahren war sehr groß. Der Mitbegründer der organischen Chemie, Friedrich Wöhler (1800-1882), schrieb scherzhaft am 8. Mai 1839 an sei­nen langjährigen Freund und Kollegen Liebig: „Mich hat der Russe nur besucht, weil Göttingen auf dem Wege von China und Rußland nach Gießen liegt" [5, S. 57 f.]. In Wirklichkeit studierten in Liebigs Laboratorium an der Universität Giessen von 1830 bis 1850 718 junge Chemiker, darunter viele Ausländer, Chemie und Pharma­zie. Jeder fünfte (ca. 140) dieser Schüler wurde später ein berühmter Chemiker. Sie haben Liebigs chemische Untersuchungen erfolgreich weiterentwickelt. 83 (ca. 59%) unter diesen Chemikern waren deutschsprachige Wissenschaftler: aus Deutschland, Österreich und Estland; außerdem war jeder vierte der jungen chemi­schen Forscher aus dem weiteren Ausland, 34 (ca. 24,4%), aus Großbritannien, 8 (ca. 6%) russischsprachige junger Chemike aus Russland, nach Giessen gekom­men. [7, S. 16-71, 277-307]. Die russischen Schüler Liebigs arbeiteten in Giessen durchschnittlich ein Jahr lang. Sie verbreiteten Liebigs Ideen und seine experimen­telle Unterrichtsmethode in Russland und trugen damit wesentlich zur Begründung der modernen Chemie bei: im Chemieunterricht, mit Forschungsarbeiten, bei der Organisation der russischen chemischen Gesellschaft (ab 1868), bei der Veröffent­lichung der russischen chemischen Zeitschriften, durch Fachliteratur und Lehrbü­cher, bei der Schaffung des ersten chemischen Privatlaboratoriums für Chemie­amateure in St.-Petersburg. Die bekanntesten Russen unter Liebigs Schülern waren die beiden später erst-

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