Technikatörténeti szemle 22. (1996)

Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Engel, Brita: Zwischen Industrie und Umweltschutz: Konrad Wilhelm Jurisch (1846–1917)

Doch Jurisch glaubt vor allem an „die sittlich belebende Kraft, die diesen Maaßzahlen durch ihr Bekanntwerden und ihre Anwendung inne wohnt: Es ist die sittliche Kraft der Erleuchtung mit neuen Wahrheiten" 12 . So hofft er im letzten Satz, sie führten „zu einer Welt von neuen Gedanken" 13 . 3. Jurischs Schriften zum Arbeits- und Umweltschutz Ebenfalls 1890 gab Konrad Jurisch „Die Verunreinigung der Gewässer" 14 heraus, wo er nur wenig Möglichkeiten hatte, eigene Vorstellungen und Ansichten darzulegen. Er gibt im wesentlichen eine bibliographische Zusammenstellung der einschlägigen Literatur, aber auch Zitate und die Ergebnisse eigener und fremder Untersuchungen. Seine eigenen Analysen der Abwässer der Ammoniaksodafabriken lösten offenbar heftigen Widerspruch aus, zu dem er später schrieb: „Meine Angaben wider­sprächen der Theorie und wären ganz unglaubwürdig! Ich habe einfach die tatsächlichen Betriebsergebnisse angeführt, wenn einzelne davon auch schlecht waren. ...Die Ammoniaksodafabrikation weist neben dem theo­retischen Optimum leider auch schlechte Ergebnisse auf" 15 . Auch an der Auswahl und Art der Zitate wird deutlich, daß Jurisch die Denkschrift nicht ausschließlich im Sinne der Auftraggeber verfaßte: Nach Pettenkofer galt eine Verdünnung der Abwässer um weniger als das 15fache als ausreichend; dennoch zitiert Jurisch etwa H. Kämmerer, „daß das Sperrwasser der Nürnberger Leuchtgasanstalt noch in zwanzigfacher Verdünnung in Folge seines Gehalts an Rhodan, Cyan, Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Naphtalin und leichten Theerölen für Fische tödtlich war" 16 . Die Papierfabrikatioan gab schon damals „recht häufig Veranlassung zu Beschwerden", denn „Sulfaltcellulosefabriken verbrauchen pro Tonne Cellulose gegen 100 Tonnen Wasser zum Auswaschen" 17 , und noch 5 km unterhalb eines Betriebes wurden Rückstände, organische Stoffe und Kalk in 5-8facher Menge des Zustandes oberhalb der Fabrik in einem Bach gemessen 18 - von der damals postulierten Selbstreinigung auf wenigen Metern konnte also keine Rede sein. Daß er solche Texte ausführlich zitiert und nicht nur die Literaturstellen nennt, spricht, meine ich, für sich. Wenn Jurisch auch Gewässer noch nicht als Ökosystem sieht, so sind doch Ansätze zu einem Denken in ökologischen Zusammenhängen erkennbar; Er habt etwa hervor, daß Fische nicht nur an giftigen Abwässern selbst sterben, sondern auch wegen Sauerstoffmangel durch Fäulnis oder an Kiemenverletzungen durch Schwebstoffe ersticken können 19 und

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