Technikatörténeti szemle 22. (1996)
Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Engel, Michael: Ungarische Chemiestudenten und Chemiker in Berlin 1870 bis 1940
persönlicher Bescheidenheit. So verehrte er geniale Gelehrte, wie Otto Meyerhof, Leonor Michaelis, Carl Neuberg, Otto Warburg. Wahrscheinlich fühlte er, daß er nicht durch die Größe und Originalität seiner Konzeptionen als Bahnbrecher einer neuen Zeit wirken konnte; (er) schulte die damalige wissenschaftliche Jugend in den Gedankengängen und in den Methoden der modernen Biochemie und Physikochemie und begeisterte sie gleichzeitig für deren Ziele. Diese Verbindung von systematischer Ausbildung mit dem Reiz forscherischer Improvisation und Produktivität lockte außerordentlich viele Schüler aus aller Herren Länder an und bereitete sie auf moderne Forschung vor, teilweise sogar zu sehr souveräner Forschung. 38 1933 wurde Rona entlassen und siedelte 1939 nach Budapest über, wo er und seine Frau im Februar oder März 1945 aus ihrer Wohnung verschleppt und ermordet wurden. Das Interesse der postdocs lag überwiegend bei der physikalischen Chemie, nur wenige wandten sich der anderen hochmodernen Richtung, der Biochemie zu. Zu ihnen gehörte Friedrich Franz Nord, gebürtiger Budapester, der nach dem Studium an den Technischen Hochschulen in Budapest, Berlin und Karlsruhe, 1914 dort mit einer organisch-chemischen Arbeit zum Dr.-Ing. promoviert wurde. Anschließen erhielt er eine Assistentenstelle am Kaiser Wilhelm-Institut für experimentelle Therapie in Berlin-Dahlem, wo er in der chemischen Abteilung bei Carl Neuberg biochemisch zu arbeiten begann. Mit Unterbrechung durch den Kriegsdienst blieb er dort bis 1921 und wechselte dann zum physiologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Berlin über. 1938 übernahm Nord eine ordentliche Professur für Chemie an der Fordham-University in New York. Er arbeitete hauptsächlich über den Kohlenhydratstoffwechsel, den Stoffwechsel von Mikroorganismern, die Biochemie des Lignins sowie schwefelhaltige heterocyclische Verbindungen. Schlußbemerkung Unter einem einheitlichen Gesichtspunkt lassen sich ungarische Doktoranden im Fach Chemie und ungarishce postdoktorale Mitarbeiter nicht betrachten. Wohl zählte ein großer Teil derjenigen, die an den Berliner physikalisch-chemischen Instituten arbeiteten, später in Ungarn zu den führenden Vertretern dieses Fachs, die Bildung von wissenschaftlichen Schulen blieb aber aus. Für die meisten Doktoranden können nur äußerst spärliche Angaben über den weiteren Lebenslauf gefunden werden, was darauf hindeutet, daß sie wohl Positionen bekleideten, die dem durchschnittlichen Chemiker in Industrie, Forschung und Verwaltung offen stehen