Technikatörténeti szemle 22. (1996)

Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Engel, Michael: Ungarische Chemiestudenten und Chemiker in Berlin 1870 bis 1940

selbständig machenden Naturwissenschaften oder die im 19. Jahrhundert entstandenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen anzustellen. Die sich für spätere Epochen anbietende ungeheure Materialfülle, die gesichtet und ausgewählt werden muß, setzt Grenzen. Physik, Chemie und Biologie sind unter dem Aspekt der ausländischen Studenten deshalb nur selten in über­greifenden Darstellungen behandelt worden. 6 Ein Grund dafür dürfte, wie angedeutet, in der Zugehörigkeit dieser Fächer zur philosophischen Fakultät liegen. Um über einzelne Fächer Aufschlüsse zu erhalten, muß jeweils das gesamte Material dieser Fakultäten bearbeitet werden. Sich dieser mühseligen Aufgabe zu unterziehen, ist sicher oft nicht möglich, auch nicht allzu attraktiv. Die differenzierte Hochschullandschaft Berlins, wie sie bis 1945 bestand, - neben der berühmten Friedrich Wilhelms-Universität befanden sich dort die Technische Hochschule, die Landwirtschaftliche Hochschule sowie die Tierärztliche Hochschule; auch die Fortwissen­schaftliche Hochschule in Eberswalde muß in diesem Zusammenhang erwähnt werden -, bietet genügend Anlaß auch auf ausländische Studenten an diesen Lehr- und Forschungsanstalten einzugehen. Daß die auf­blühende Hauptstadt des Kaiserreiches ganz allgemein eine hohe Attraktivität besaß, ist eine triviale Feststellung. Darüber hinaus zogen die Hochschulen Berlins mit ihrem breit gefächerten Angebot Studenten aus allen Ländern an - auch diese Feststellung ist nicht neu. Schließlich muß auch an die Berliner Kaiser Wilhelm-Institute erinnert werden, die vor allem „fertigen" Naturwissenschaftlern einzigartige Chancen zur Weiterqualifi­zierung auf höchstem Niveau boten. Unter den naturwissenschaftlichen Disziplinen ist es vor allem die Chemie, die in Berlin eine über vier Jahrhunderte zurückreichende, in Qualität und Quantität bemerkenswerte kontinuierliche Tradition besitzt. In ihr spiegeln sich mit regional bedingter Ausprägung alle progressiven wie retardierenden Tendenzen dieser Wissenschaft. Es hier nicht beim Allgemeinen bewenden zu lassen, son­dern Ereignisse, Personen und Institutionen umfassend und tiefgehend darzustellen, ist ein Ziel unserer Arbeit. 7 Ein systematisch gegliedertes Bio­Bibliographicon „Vier Jahrhunderte Chemie in Berlin" wird diese Zusammenschau dokumentieren. An einigen schon veröffentlichten Beispielen sind unsere Intentionen leicht zu erkennen. 8 Beginnen möchte ich mit einer kurzen Beschreibung des von uns aus­gewerteten Materials für die weitgehend vollständige Erfassung von Chemikern, die in Berlin - auch zeitweilig - wirkten, gleich ob an den Hochschulen, in der außeruniversitären Forschung, in der Industrie, in der Verwaltung oder in freien Berufen. Sie gibt zugleich Aufschluß über die Erarbeitung der in diesem Beitrag enthaltenen Aufstellungen. Für die bio-

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