Technikatörténeti szemle 19. (1992)
KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)
insbesondere zwischen 1866 und 1885 der Erforschung von Synthese und Struktur des Indigo gewidmet. Den wissenschaftlichen Ansatzpunkt bildete für ihn das um die Mitte des 19. Jh. von den Chemikern heftig diskutierte Problem der Struktur aromatischer Verbindungen. Bereits in Baeyers erster Arbeit über Indigo aus dem Jahre 1866 wird dieser theoretische Ausgangspunkt sichtbar: „Bei den großen Fortschritten, welche die Lehre von den aromatischen Verbindungen in der leztzen Zeit gemacht hat, ist es eine auffallende Erscheinung, daß die Natur des Indigoblaus noch nicht aufgeklärt ist, obgleich dieser Körper offenbar In einer sehr einfachen Beziehung zur Benzolgruppe steht. Die Vermuthung, daß der Grund davon in einer eigenthümlichen, noch bei keinem anderen Körper beobachteten Constitution zu suchen sei, hat uns veranlaßt, eine Untersuchung der Abkömmlinge des Indigos zu unternehmen..." (5). Damit stand Baeyer in der Traditionslinie seines akademischen Lehrers Kekule', der um die gleiche Zeit mit der Ausarbeitung der „Benzol-Theorie" das theoretische Denken in der Chemie prägte. Die „Benzol-Theorie" trug wesentlich zur Erklärung des Verhaltens aromatischer Verbindungen bei und erwies sich auch für die Chemie synthetischer organischer Farbstoffe als von ausschlaggebender Bedeutung. Einen weiteren, mehr experimentellen Impuls erhielt Baeyer von einer anderen Seite, vom Liebig-Schüler Adolph Schlieper (1825—1887). Dieser hatte Baeyer dazu angeregt, vergleichende Untersuchungen an Harnsäure- Derivaten, z. B. an Alloxan sowie an Isatin vorzunehmen. Und schließlich konnte sich Baeyer bei seinen Bemühungen um den Synthese-Indigo auf Interessante Experimentaluntersuchungen mit Naturindigo stützen, die In der 1. Hälfte des 19. Jh. von solchen bedeutenden Chemikern wie Otto Linne' Erdmann (1804—1869), Augustin Laurent (1807—1853), Jean-Baptiste Andre' Dumas (1800—1884) und August Wilhelm von Hofmann (1818—1892) durchgeführt worden waren. Es ist verständlich, daß sich der traditionsbewußte Naturwissenschaftler und deutsche Gelehrte Baeyer als Glied in dieser Kette verstand, als er sein erstes und entscheidendes Arbeitskonzept zur Darstellung von Synthese-Indigo sinngemäß wie folgt formulierte: Waren Erdmann und Laurent bereits um 1840 beim oxidadiven Abbau von Naturindigo zum Isatin gelangt, dann müßte man auf umgekehrtem Wege, also reduktiv, aus Isatin den begehrten Indigo synthetisieren können. Aus diesem Grund wandte sich Baeyer zielgerichtet der Untersuchung von Reduktionsreaktionen zu. Mit Natriumamalgam gelang ihm die Reduktion von Isatin zum Oxindol. Und mit Hilfe der bei der Alizarin-Synthese (1868) erstmals von seinen Schülern Carl Graebe (1841—1927) und Carl Theodor Liebermann (1842—1914) angewandten Zinkstaub- Methode gelangte er gar bis zur unmittelbaren Vorstufe des Indigo, zum Indol. Isatin Indoxyl Oxindol Indol Indigo