Technikatörténeti szemle 19. (1992)
KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)
An dieser Stelle sei angemerkt, daß Baeyer bereits bei der technischen Realisierung der Alizarin-Synthese mit der chemischen Industrie in Kontakt gekommen war: „Zur gleichen Zeit mit meinen wissenschaftlichen Bestrebungen sind dann nie Berührungen mit der Technik (d. h. mit der chemischen Industrie: R. S.) gekommen. Die ersten Techniker (d. h. Industriechemiker: R. S.), die ich gesehen habe, waren die Herren Engelhorn, Clemm und Caro, welche nach der Entdeckung des künstlichen Alizarins nach Berlin gekommen waren, um mit Graebe und Liebermann zu verhandeln. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Techniker (d. h. Industriechemücer: R. S.) gesehen und ich staunte sie an, wie Wesen aus einer anderen Welt. Dann habe ich in Straßburg wieder das Vergnügen gehabt, Herrn Caro zu sehen, der mich dort besuchte. Es entstand ein langjähriger Verkehr mit ihm, eine Reihe von wichtigen Arbeiten, und später bin ich dann durch die Arbeit über Indigo mit der Badischen Anüin- und Sodafabrik in innige Berührung gekommen" (6). Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Auf diesem kam der fleißige Experimentator Baeyer einen beachtlichen Schritt voran, als er im Jahre 1866 zu der wichtigen Erkenntnis gelangte, daß das Indol „...die Muttersubstanz der Indigogruppe..." (7) war. Mehr noch, zwei Jahre später (1868) vertiefte Baeyer diese Aussage mit der bedeutsamen Feststellung, daß im Indigo. «... zwei Indole... durch 2. At. Sauerstoff in der Weise zusammengehalten (werden: R. S.), daß ein jedes Sauerstoffatom ein Wasserstoffatom in den Seitenketten der Indole ersetzt" (8). Diese Erkenntnisse bildeten ein sicheres strukturtheoretisches Fundament für ein erstes Synthese-Konzept zur Darsteüung der Indigo-Vorstufe Indol. Baeyer formulierte dieses 1869: „Wenn man das Indol auf synthetischem Wege darsteüen will, so muß man., in das Benzol eine zweigliedrige Kohlenstoffkette und ein Stickstoffatom einfUhren und dann beide miteinander verbinden" (9). Dieses Konzept erwies sich als tragfähig. Es wurde von Baeyer sowie von anderen Arbeitskreisen aufgenommen und modifiziert (10). einen weiteren Schritt auf dem Wege zum Synthese-Indigo legte Baeyer im Jahre 1870 zurück, als es ihm gelang, „... das Isatin durch phosphorhaltigen Dreifachchlorphosphor in den Farbstoff (d. h. in Indigo: R. S.) zu überführen" (11). Damit schien der Weg zu einer Totalsynthese greifbar nahe. Man brauchte anscheinend lediglich Indol zu Isatin umzusetzen, um durch anschließendes Chlorieren zum begehrten Indigo zu gelangen (12). Dies sollte nach Baeyer über die o-Nitrozimtsäure möglich sein. Aber ausgerechnet in dieser verheißungsvollen Situation brechen Baeyers Indigoarbeiten abrupt ab. Sie werden erst sieben Jahre später wieder aufgenommen. Wie kam es zu dieser Pause? Baeyer hat sich dazu wie folgt geäußert: „Der Grund für diese lange Unterbrechung war eine im Jahr 1869 erfolgte Publikation Kekule's, in der er Versuche zur synthetischen Darsteüung des Isatins ankündigte. Als diese nach 8 Jahren zu keinem Ergebnis geführt hatten, nahm ich sie selber auf und veröffenüichte von 1878 bis 1884 teils allein, teils mit me-