Technikatörténeti szemle 19. (1992)

KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)

RÜDIGER STOLZ* WECHSELBEZIEHUNGEN ZWISCHEN CHEMISCHER WISSENSCHAFT UND CHEMISCHER INDUSTRIE AM BEISPIEL DER INDIGO-SYNTHESE Die Entdeckung und technische Herstellung synthetischer organischer Farb­stoffe büdete in der 2. Hälfte des 19. Jh. den Ausgangspunkt für die sich in Eu­ropa mächtig entfaltende chemische Industrie (1), (2), (3), (4). In Deutschland wurde diese Entwicklung durch vielfältige Wechselbeziehungen zwischen chemi­scher Wissenschaft und chemischer Industrie vorangetrieben. Neben einer Viel­zahl von objektiven Faktoren erwiesen sich eine Reihe von subjektiven Einflüssen als bedeutsam, die sowohl von wissenschaftlich aufgeschlossenen Unternehmern und sozial begüngstigten Industriechemikern wie auch von herausragenden Hochs­chulchemikern mit ausgeprägtem theoretischen Sinn und praktischem Verstand ausgegangen sind. Ein prägnantes Beispiel dafür büden die jahrzehntelangen Bemühungen um die wissenschafüiche und technische Lösung der Synthese von Indigo, des ältes­ten organischen Naturfarbstoffs und des unbestrittenen Königs unter den Farb­stoffen überhaupt. Mit den Auseinandersetzungen um die Ablösung des Natur-Indigo war ein heftiger Kampf um das Indigo-Monopol in Europa verbun­den, das sich zur damaligen Zeit fest in den Händen der Engländer befand. Eng­land verfügte durch seine Kolonien über einen büligen Zugriff zum Naturprodukt, so daß von dieser Seite kaum Interesse an der Ausarbeitung einer Indigo'-Synthe­se bestand. Anders dagegen in Deutschland. Auf Grund des fehlenden eigenen und damit büligen Zugangs zum begehrten Naturprodukt beschäftigte sich die deutsche Teerfarbstoff-Industrie sehr intensiv mit der Ausarbeitung einer technisch reali­sierbaren Indigo-Synthese. Initiativen dazu gingen im Vorfeld von mehreren Arbeitsgruppen aus. Sie wa­ren untrennbar mit dem Wirken des Bunsen- und Kekule' Schülers Adolf von Baeyer (1835—1917) verbunden sowie mit dem Einfluß des Industriechemikers Heinrich Coro (1834—1910) verknüpft, während die technische Realisierung in enger Wechselbeziehung mit der Badischen Anüin-& Soda- Fabrik (BASF) sowie mit den Farbwerken Hoechst, vormals Meister, Lucius & Brüning erfolgte. Adolf von Baeyer, der mit herausragenden Beiträgen über die Chemie der Phthaleine, Hydrobenzene, Acetylene, Terpene, Pyrone, Oxoniumsalze und Car­boniumverbindungen chemische Weltgeschichte zu schreiben vermochte, hat sich »Friedrich-SchUler-Universität Jena, Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik, 0-6900 Jena, Berggasse 7. — Deutschland

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