Technikatörténeti szemle 19. (1992)

KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)

in. Es ist bekannt, daß sich in Deutschland im naturwissenschaftlichen Bereich nach dem ersten Weltkrieg eine Schere zwischen Ist- und Soll-Zustand, zwischen ökonomischen Erwartungen an die Wissenschaft und den realen Forschungsmög­lichkeiten, auftat, die es in den Augen der Zeitgenossen zu schließen galt (25). Schlagworte wie „Not der Wissenschaft", „internationale Konkurrenzfähigkeit", .Autarkie" bestimmten die wissenschaftspolitische Diskussion. Die sogenannten „angewandten" Wissenschaften konnten in diesen wirtschafüichen und weltan­schaulichen „Krisenzeiten" gegenüber den „reinen" Wissenschaften erheblich an Boden gewinnen. Angesichts zusammenwachsender Absatzmärkte wurden vers­tärkte Anstrengungen unternommen, um „den Transfer von Wissenschaft in tech­nische Anwendungen zu effektivieren." (26) Die Industriebetriebe gründeten entweder neue Forschungslaboratorien oder bauten bereits vorhandene aus. Ausgehend von punktuellen Vorkriegsinitiativen entstanden überregionale För­dergesellschaften, die zumeist von der Industrie getragen wurden und nur ein eng begrenztes Fachgebiet abdeckten. Diese Regel hatte jedoch eine wichtige Aus­nahme: die „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft"; eine Selbstverwal­tungsorganisation, die primär - aber nicht ausschließlich - vom Staat finanziert wurde und die sich um das ganze Spektrum der Wissenschaftsdisziplinen küm­merte (27). Hinter vielen Aktivitäten stand als treibende Kraft die Chemiebranche - ei­ne „science-based industry" -, die sich in den 1920er Jahren einem besonderen Diversifikations- und Innovationsdruck ausgesetzt sah und dementsprechend ne­ue Produktionsgebiete aufbaute (28). Ein Zeitalter der Querverbindungen zwi­schen unterschiedlichen Branchen - Chemie und Elektrotechnik, Chemie und Stahl - brach an (29). Gerade für die lange auf eine emprisch-handwerkliche Vorgehensweise ein­geschworene Schwerindustrie stellten die 1920er Jahre im Hinblick auf systema­tische Forschung eine Schwellenzeit dar. Der Prozeß der „Verwissenschaftlichung" der Metaügewinnung bzw. -Verarbeitung wurde extrem beschleunigt. Angesichts der steigenden Anforderungen der Abnehmer an die Festigkeit und Temperatur­beständigkeit der Stahle bzw. an die Eigenschaften der Nichteisenmetall­Legierungen und eines blockierten Wirtschaftswachstums - die Zeit, in der die Produktion der Nachfrage hinterherhinkte, ging mit dem ersten Weltkrieg zu En­de - suchten die Metaüindustriellen ihr Heil in der wissenschaftlichen Metallkun­de, die sich kurz vor bzw. kurz nach dem ersten Weltkrieg aus der Metallographie und der Metaüurgie - die als Teil der technischen Chemie galt, herausbüdete. Wichtige Etappen auf dem Weg dorthin waren: Einrichtung von chemischen Laboratorien seit den 1850er Jahren; Gründung des Technischen Vereins für das Eisenhüttenwesen, Vorgänger des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute; Einführung der Spektralanalyse in den 1860er, der Metallmikroskopie in den 1880er und der Thermischen Analyse in den 1890er Jahren; Institutionalisierung der Eisen- und MetaUhüttenkunde an den Technischen Hochschulen; Erscheinen entsprechender Fachzeitschriften („Stahl und Eisen", „Metall und Erz", „Zeitschrift für Metall­kunde"); Gründung der „Deutschen GeseUschaft für Metallkunde" (1919) (30). Entscheidend für diesen Zusammenhang ist die Tatsache, daß zunächst nicht

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