Technikatörténeti szemle 19. (1992)

KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)

mal galt es, die vorhandenen Meßapparaturen so zu verbessern, daß sie einem breiteren Benutzerkreis zugänglich werden. So konstruierte Roth ein Verbren­nungskalorimeter aus V2A-Stahl und konnte damit den Anschaffungspreis im Vergleich zu den Vorläufermodellen, die noch mit Platin ausgekleidet waren, er­heblich senken. Darüber hinaus entwickelte er jedoch auch neue, auf die Bedürfnisse ande­rer Wissenschaftsbereiche zugeschnittene Methoden: die Mikrokalorimetrie (Bio­und Naturstoffchemie) und die Hochtemperaturkalorimetrie (Metallurgie). Die „Renaissance" der anorganischen Chemie als dynamisches Forschungs­feld und die steigende wirtschaftiiche Bedeutung der „Metallkunde" machten sich auch in den Publikationen Roths bemerkbar: die Bildungs-, Lösungs- und Verb­rennungswärmen von Eisen, Mangan, Nickel, Hochofenschlacken etc., das waren seine bevorzugten Arbeitsthemen (22/siehe Teü Hl). Und schließlich war Roth aktiv an der internationalen Diskussion über die „Standardisierung" der thermochemischen Daten durch nachvoüziehbare Korrek­turfaktoren und einheitiiche Eichsubstanzen beteüigt (23); aufgrund der Isolati­on Deutschlands zunächst als „Zaungast" - d.h. indirekt über entsprechende Zeitschriftenartikel -, später dann als Delegierter auf den Kongressen der „Inter­national Union of Pure and Applied Chemistry" (seit 1929/30) bzw. als Vorsit­zender der „ständigen thermochemischen Kommission" in dieser Vereinigung (seit 1934). Mit diesen Aktivitäten erfüllte Roth zugleich seine Aufgabe als „He­rold der deutschen Wissenschaft"(24). Ohne auf die zahlreichen Facetten einer Forscherexistenz in der Zwischen­kriegszeit einzugehen, seien hier doch drei wichtige Aspekte zumindest angespro­chen: Erstens steht Roth mit seinen wissenschaftlichen und redaktionellen Arbeit - er gab z.B. das bekannte Landolt-Börnsteinsche Tabellenwerk heraus - für ei­nen unterschweüigen Trend in der Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts: Im Zuge eines exponentiellen Wissenzuwachses in den Naturwissenschaften ge­wannen Datenerhebungen bzw. -Sammlungen und Monographien immer mehr an Bedeutung. Zweitens war Roth als Wissenschaftler ein ausgesprochener Spezialist. In­wieweit er somit - in Zeiten immer komplizierter und teurer werdender Geräte und enger finazieüer Verteüungsspielräume - als „Prototyp des Forschers aus der zweiten Reihe" gelten kann, müssen zukünftige kollektivbiographische Studien über einzelne Disziplinen zeigen. Drittens strebte Roth wie ahe anderen Thermochemiker auch nach größtmög­licher Präzision der kalorischen Daten durch gewissenhafte experimentehe Arbe­it. Dementsprechend nahmen Fehlerbetrachtung und -Vermeidung (unkontroüierter Wärmefluß) einen breiten Raum in seinen Publikationen ein. Dieser Punkt ist auch wissenschaftstheoretisch von Relevanz, denn diese unter der Theorieebene anzusiedelnden, handlungsleitenden, experimentellen Werte werden seit einigen Jahren in der angloamerikanischen „science of science" diskutiert. (Empirismus)

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