Technikatörténeti szemle 19. (1992)

KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)

n. In der Sitzung der „Kommission zur Einleitung von Gemeinschaftsarbeiten auf dem Gebiet der physikalischen Chemie in der Notgemeinschaft der Deut­schen Wissenschaft" am 12. Mai 1934 beklagte Walther Adolf Roth, daß „für die physiko-chemischen Untersuchungen In der Thermochemie zur Zeit geeigne­te Mitarbeiter fehlen" (14). Nachwuchs war schwer zu bekommen, denn die Ther­mochemie galt als „ehrsames Handwerk", dem der Reiz „kühner Spekulationen" fehlt (15). Die jüngere Generation von Chemikern orientierte sich in den 1920er und 1930er Jahren eher an der Physik, die damals von sich reden machte (16). Insofern verkörperte der Thermochemiker Walther Adolf Roth nicht den „Zeit­geist" in der physikalischen Chemie; er pflegte eine „aus der Mode gekommene" Disziplin. Geboren 1873 in Berlin als Sohn eines Professors, fand er zur physikalischen Chemie in einer Zeit, die ganz unter dem Eindruck der „Ionists" (Ostwald, Arr­henius, van't Hoff) stand. Seine Doktorarbeit über die „Löslichkeit von Gasen und Elektrolyten" (1897) und seine Habüitationsschrift über die „Präzisions­kryoskopie von Nichtelektrolyten" (1903) verfaßte er im Zweiten Chemischen Ins­titut der Universität Berlin unter Hans Landolt, einem Bunsen-Schüler. Dieser führte Roth mit seiner Vorliebe für die experimentelle Arbeit in die Tradition der „Bunsen-Schule" ein und lehrte um den Wert physikochemischer Methoden für andere Bereiche der Chemie, insbesondere die organische Chemie (17). Nach einem kurzen Intermezzo als Unterrichtsassistent bei Walter Nernst wurde Roth auf dessen Empfehlung hin 1906 zum außerordentlichen Professor für physikalische Chemie im Chemischen Institut der Universität Greifswald er­nannt (18). Hier war ihm die Aufgabe zugedacht, „den Zusammenhang zwischen der Konstitution und der Verbrennungswärme von ungesättigten Kohlenwassers­toffen, Terpenen und Styrolen...aufzudecken" (19). Hier kam er zum ersten Mal mit dem Gebiet in Berührung, daß ihn ein Leben lang „fesselte": die Thermoche­mie, genauer: die Kalorimetrie. Fortan verschrieb er sich der Aufgabe, die Met­hoden der direkten Messung von Wärmen zu verfeinern bzw. neue zu entwickeln. Im ersten Weltkrieg kam Roth seiner patriotischen Pflicht nach und reiste durch die Lande, um vor Soldaten Vorträge über die Bedeutung der Rohstoffe für die deutsche Wirtschaft zu halten (20). 1919 folgte er einem Ruf auf das neugeschaffene Ordinariat für physikali­sche Chemie an der Technischen Hochschule Braunschweig. Die Jahre in Bra­unschweig waren gekennzeichnet durch eine enge Kooperation mit anderen an der Hochschule vertretenen Wissenschaftsfeldern: der organischen Chemie sowie der Fernmelde- und Hochfrequenztechnik. Nach seiner Emeritierung ging er 1939 an die Universität Freiburg, wo er im Rahmen der medizinischen Fakultät bis 1945 eine thermochemische Forschungs­stelle für Interessenten aus Wissenschaft, Industrie und Müitär leitete (21). Hier entstanden sogenannte „kriegswichtige" Studien über Polymerisationswärmen, über die Büdungswärme von Aluminiumoxid, über die Thermochemie des Hydra­zins und über die Löslichkeit des Sauerstoffs im Blut. Die wichtigsten Entwicklungslinien der Thermochemie zwischen den beiden Weltkriegen spiegeln sich in den Veröffentlichungen Roths wieder: Zunächst ein-

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