Technikatörténeti szemle 19. (1992)
KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)
jetunion hervorging. Zu einer Begegnung der beiden Nachbarn Volmer und Kurtschatow kam es jedoch aufgrund strenger Sicherheitsbestimmungen nicht. Aus Suchumi folgten zwei weitere deutsche Wissenscaftier Max Volmer nach Moskau und bildeten mit ihm zusammen die Arbeitsgruppe Volmer. Es waren der Physikochemiker Viktor Bayerl (1903—1982), ein Schüler und Assistent Volmers in den Jahren 1926—1934, und der Physiker Gustav Richter (geb. 1911), ein ehemaliger Mitarbeiter von Gustav Hertz in Berlin. Mit diesen beiden Mitarbeitern entwickelte Volmer ein Verfahren zur Gewinnung von schwerem Wasser (Deuteriumoxid), das über die destülative Trennung vom Ammoniak-Isotopen (NH3), NH2D...) und anschließendem Isotopenaustrausch des D gegen H aus Wasser führte. Für die technische Verwhklichung wurde eine riesige Destillationsanlage in Sibirien errichtet. Bayerl beriet über drei Jahre vor Ort sowjetische Techniker beim Aufbau der Anlage, die in den Jahren 1955—1962 gearbeitet haben soll. Danach wurde sie wegen zu hoher Betriebskosten demontiert. Von Volmer und Richter wurde weiterhin ein Verfahren zur Wiederaufbereitung ausgebrannter Uranstäbe ausgearbeitet. Die grundlegende chemische Methodik dafür war bekannt. Das Hauptproblem bestand darin, den Prozeß zu beschleunigen und solche Apparaturen zu schaffen, die Schutz vor der hohen radioaktiven Belastung bei der Aufarbeitung boten. Ob es zu einer Überführung des vorgeschlagenen Verfahrens kam, wurde den deutschen Bearbeitern nicht mitgeteüt. Wäre es nach dem 1945 wohl mündlich getroffenen Absprachen gegangen, so wäre der Aufenthalt für Max Volmer nach acht Jahren, also 1953, zu Ende gegangen. Aber die sowjetische Seite hielt diese Abmachung nicht ein. Der nun schon achtundsechzigjährige Volmer reagierte darauf mit Protest und ging monatelang nicht ins Labor. Erst in Frühjahr 1955 kam Volmer in die DDR und bezog wieder sein schönes Haus in Potsdam-Babelsberg. Ende 1955 wählten ihn die Mitglieder der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zu ihrem Präsidenten — ein Amt, das er aus Krankheitsgründen nur drei Jahre lang wahrnehmen konnte. Was die noch zu schreibende ausführliche Geschichte des sowjetischen Atomprojekts angeht, so wird sie auch ein Kapitel enthalten müssen, das den Beitrag einer Reihe deutscher Wissenschaftler und Techniker — darunter auch einiger Chemiker — ausweist, einordnet und bewertet. Gehörten die Atomwissenschaftler zum ersten Migrationsschub, der sich von Mai bis Oktober 1945 hinzog und vom Prinzip der Einladung durch die Sowjetunion gekennzeichnet war, so begann in der Nacht vom 21. zum 22. Oktober 1946 der generalstabsmäßig vorbereitete 2. Migrationsschub, in dessen Rahmen die Mehrzahl deutscher Spezisalisten der unterschiedlichen Bereiche per Befehl in die Sowjetunion verbracht wurde. Auch Chemikergruppen befanden sich darunter. Exemplarisch sei auf die Gruppe um Prof. Rieche eingegangen, dem Leiter des wissenschaftlichen Labors der Zwischenprodukt-Abteüung in der Farbenfabrik Wolfen. Nach dem Abzug der USTruppen war Wolfen Anfang Juli 1945 zur sowjetischen Besatzungszone gekommen. Prof. Rieche erinnert sich: ,Als die Russen kamen, hieß es nur: Dawaj, dawaj, aües wieder in Betrieb nehmen! Wir haben in diesem ersten Nachkriegsjahr gut mit den Russen zusammengearbeitet". (5) Im Herbst 1946 änderten sich die Arbeits- und Lebensbedingungen für A.