Technikatörténeti szemle 19. (1992)

KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)

der uns gestellten geschichtlichen Aufgabe möglichst zu beschleunigen. Dabei lehr­ten uns Überlegung und Erfahrung, daß es sich im hohlen Zahn des Löven am si­chersten wohnt." (2) Die „sichere Wohnung" erhielt Arderme in der Georgischen Sowjetrepublik, in Sinop bei Suchumi. Ein ehemaliges Sanatorium, herrlich an. Schwarzen Meer gelegen, wurde ihm als Institutsgebäude zur Verfügung gestellt. Nur wenige Kilometer weiter, in Agudseri, bekam Physik-Nobelpreisträger Gus­tav Hertz eine analoge Forschungsstätte eingerichtet. P. A Thiessen kam auf ei­genen Wunsch zu Arderme, M. Volmer wurde Mitglied der Gruppe um Hertz. Während Arderme auf dem Gebiet der magnetischen Isotopentrennung arbe­itete. Steenbeck die Fundamente für die Entwicklung von Gaszentrifugen zur Uran-Isotopentrennung legte, hatten die Arbeitsgruppen um Thiessen und Hertz die Aufgabe, Probleme der Trennung der beiden isotopen Verbindungen 235- und 238-Uranhexafluorid nach der Methode der Diffusionskaskade zu lösen. Diese Methode war von Hertz schon in den zwanziger Jahren ausgearbeitet und von ihm bei der Trennung von Neon-Isotopen erfolgreich eingesetzt worden. Bei Thi­essen (3) ging es vorrangig um die Entwicklung poröser Trennrohre aus Nickel, die als Trennwände beim Diffusionskaskade-verfahren zum Einsatz kamen. Die Bearbeitung dieser Aufgabe verlief sehr erfolgreich und wurde mit hohen Ausze­ichnungen anerkannt. Der Aufenthalt Thiessens in Sinop von 1945 bis 1952 er­fuhr dadurch eine Unterbrechung, daß er sich gemeinsam mit dem Physiker Heinz Barwich im Herbst 1948 für längere Zeit zur Produktionsstätte der Uranisotopen nach Kyschtym in Sibirien zu begeben hatte, um vor Ort an der Optimierung des Produktionsprozesses mitzuarbeiten. Die Forschungsergebnisse der Arbeitsgrup­pen Thiessen und Hertz haben dazu beigetragen, daß die Sowjetunion ab Herbst 1948 Uran 235 bzw. ein mit Uran 235 stark angereichertes Uran produzieren konnte. Für die erste sowjetische Atombombe, die am 29. August 1949 getestet wurde, waren diese Ergebnisse jedoch nicht von Belang. Die erste sowjetische Atombombe hatte Plutonium 239 als Sprengtoff, das in geringen Mengen bei den von der Sowjetunion seit 1946 betriebenen Kernreaktoren anfiel. Die erste sow­jetische Atombombe auf Basis Uran 235 wurde 1951 gezündet. In einer zweiten Etappe seines Aufenthaltes in der Sowjetunion — ab 1952 — übernahm Thiessen in einem kerntechnischen Großbetrieb in Elektros­tal (Stadt im Osten des Gebietes Moskau) eine Forschungsgruppe. Nach seiner Rückkehr im Dezember 1956 wurde unter seiner Leitung das Institut für Physi­kalische Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aufgeba­ut, dem er bis 1964 als Direktor vorstand. In seiner langjährigen Funktion als Vorsitzender des Forschungsrates der DDR hatte er großen Einfluß auf die Ges­taltung von Wissenschaft und Technik in diesem deutschen Staat. Was den Aufenthalt des anderen bedeutenden Physikochemiker-Migranten aus Berlin, Max Volmer (4), anbetrifft, so war dessen Zusammenarbeit mit Gus­tav Hertz in Agudseri nur von kurzer Dauer. Er hatte seine Probleme, manche Entscheidungen seines Vorgesetzten Hertz zu akzeptieren. Volmer gelang es, An­fang 1946 seine Versetzung nach Moskau in das Labor Nr. 9 zu erreichen, das sich vor allem um die Plutoniummetallurgie zu kümmern hatte. Vom Ort her wur­de er Nachbar des „Vaters der sowjetischen Atombombe" — I. W. Kurtschatow (1903—1960). Dieser leitete das angrenzende Labor Nr. 2. der Akademie der Wissenschaften der UdSSR aus dem später das Institut für Atomenergie der Sow-

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