Technikatörténeti szemle 19. (1992)

KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)

1. Die Benzoltheorie gestattet, die industrielle Produktion gewaltig voranzut­reiben 2. Gewisse experimentelle Arbeiten Kekules erweisen sich, von ihm nicht ge­wollt, als äußerst wichtig für die chemische Industrie 3. Kekule hat „die Phantasie der Chemiker nachhaltig angeregt" Eine indirekte Einflußnahme auf die industrielle Entwicklung übte Kekule über seine Schüler aus. Um 1900 waren mehr als ein Dutzend bedeutender Lehrs­tühle für Organische Chemie in Europa von Schülern Kekules besetzt (5) und Dut­zende von ihnen in leitenden Steüungen der Industrie tätig (4. Aspekt). Schließlich muß ein Punkt 5. der oben gegebenen Auflistung angefügt werden: Kekules Engagement in Patentangelegenheiten. Gerade weü er kerne direkten Bin­dungen zur Industrie hatte, wurde er häufig von Gerichten als Gutachter bestellt, aber auch von Betrieben um Gutachten gebeten. Bevor Kekule jedoch der bekannte Gutachter In Patentangelegenheiten wur­de, hat er für die chemische Industrie bereits In den 70er Jahren des 19. Jahr­hunderts gutachterliche Tätigkeit bei Gerichtsverfahren ausgeübt. Seine Gutachten zu Patentstreitigkeiten dagegen stammen vornehmlich aus den 80er und 90er Jahren. Die Industrie hatte begriffen, welchen Wert Kekule für sie hat­te, während das Chemische Zentralblatt Kekules berühmte Arbeiten von 1858 und 1865 nicht einmal referiert hatte (7)! So wurde Kekule 1874 vom königli­chen Appellationsgericht in Hamm zum Obergutachter in einem schon sehr lan­ge laufendem Prozeß zwischen dem Landwirt Kappenberg und der Gesellschaft Vieüle Montagne ernannt. Durch die Abgase einer Zinkhütte sollten Flurschäden entstanden sein. Mehrere einander widersprechende Gutachten zum Fall lagen bereits vor. Kekule ersteüte aus dem umfangreichen Material innerhalb eines Jah­res ein Gutachten von nur 35 Seiten Umfang, in dem er ein erstaunliches Wis­sen um landwirtschaftliche Probleme offenbarte. Sein Urteü lautete: mangelhafte Düngung war die Ursache für die schlechten Erträge Kappenbergs, die Abgase waren, wenn überhaupt, zum geringsten Teü die Ursache. In diesem Zusammen­hang hat Kekule vorliegende analytische Untersuchungswerte zur Bodenbeschaf­fenheit in dieser Gegend genutzt und Erträge und Bodenqualität unter Beachtung relevanter Randbedingungen, z. B. das Auftreten von Pflanzenschädlingen, korre­liert. Das war für die damalige Zeit eine beachtliche Handhabung der Angelegen­heit. Ein im Jahre 1875 stattfindender Prozeß war von ähnlicher Art: Die chemi­sche Fabrik Rhenania soüte durch Abgase einer Sodafabrik Waldschäden verur­sacht haben. Die Gemeinde, die geklagt hatte, hatte in erster Instanz gewonnen. Die Firma Rhenania übersandte Kekule das Gutachten der Gegenseite und er­suchte um ein Gutachten für die nächste Instanz. Kekule unterzog das vorliegen­de Gutachten eines stark theoretisierenden Chemikers einer herben Kritik und empfahl dringend experimentelle Untersuchungen der Zusammensetzung der Ab­gase mit dem Ziel, deren Schädlichkeit zu bemessen. Das aber fand keinen Be­ifall der Gegenseite, deren chemischer Gutachter auch noch die Kühnheit besaß, Kekule mangelnde Kenntnis des Ortes und der Umstände zu unterstehen. Entge­gen seiner sonstigen Art hat Kekule in sehr scharfem Tone geantwortet und se­ine Kompetenz nachdrücklich nachgewiesen. Abprodukte gasförmiger und flüssiger Art spielten auch bei der Angelegen-

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