Technikatörténeti szemle 18. (1990-1991)

TANULMÁNYOK - Hoffmann, Dieter: Georg von Hevesy und Johann Böhm. Die Beziehungen beider Gelehrter im Spiegel ihres Briefwechsels

dem Hinweis, daß dieser Mann an die deutsche Front nach Böhmen ge­hört. Dort soll er erst einmal zeigen, ob er deutsch ist oder „neutral". Wir brauchen hier einen wahren deutschen Mann." (29) Der vermeintlich „deutsche Mann" als Nachfolger von G. v. Hevesy wurde dann in Walter Noddack gefunden, der im Frühjahr 1935 sein Amt als Professor für physikalische Chemie und Direktor des entsprechenden Universitätsinstituts antrat. Zu jener Zeit bereitete Johann Böhm bereits se­ine Übersiedlung nach Prag vor — nachdem er „mit Entschließung des Prä­sidenten der Tschechoslovakischen Republik vom 21. August 1935" auch offizieU zum außerordentlichen Professor für physikalische Chemie der Deutschen Universität Prag ernannt worden war, nahm er dann zum Win­tersemester 1935/36 seine Tätigkeit in der elnwürdigen Moldaumetropole auf. Die Berufung Johann Böhms nach Prag wäre sicherlich undenkbar ge­wesen, hätte sie nicht in Jaroslav Heyrovsky, Erfinder der Polarographie und späterer (1959) Nobelpreisträger (30), einen prominenten und einfluü ­reichen Fürsprecher gefunden. Ob die Bekanntschaft und gegenseitige Wertschätzung beider Physikochemiker älteren Datums war oder erst durch die Vermittlung G. v. Hevesys in den dreißiger Jahren zustande kam, ist nicht geklärt — auf jeden FaU hatte sich G. v. Hevesy im Oktober 1934 brieflich an J. Heyrovsky gewandt und Um auf die Situation seines einsti­gen Freiburger Assistenten aufmerksam gemacht und für die Prager Profes­sur, für die man in den vorangegangenen Jahren u. a. auch Gustav Hüttig, Karl Friedrich Bonhoeffer und Arthur Simon zum Vorschlag gebracht hat­te (31), „wärmstens" empfohlen. Der Brief hat folgenden Wortlaut: „Sehr geehrter Herr KoUege, Ich erlaube mir Ihnen in der Gelegenheit meines vieljährigen aus­gezeichneten Assistenten Professor Dr. J. Böhm zu schreiben und den ge­nannten Ihnen wärmstens zu empfehlen. Herr Böhm ist ein Forscher, der auf aUen Gebieten der physikalischen Chemie und auf vielen Gebieten der Nachbarwissenschaften vöUig zu Hause ist. Weitgehend belesen, kritisch und reich an Ideen ist er eine Zierde jeder Fakultät. Mit schweren Herzen ha­be ich mich vom KoUegen Böhm getrennt, dessen wissenschaftliche und menschliche Eigenschaften ich im Laufe der 8 Jahre, die wir zusammen verbracht haben, weitgehend zu schätzen gelernt habe. Prof. Böhm hat, da er ja schon vor einigen Jahren einen Ruf nach Prag hatte, damit gerech­net seine Tätigkeit dort fortzusetzen und dem cechischen Staate dienen zu können als sehr patriotisch fühlender cechischer Bürger. Der verstorbene Professor Haber, dessen Assistent Böhm 5 Jahre lang gewesen ist, hat sich mit der größten Anerkennung über ihn geäußert, und sowohl die KoUegen wie die Studenten hingen an Um ausnahmslos. VieUeicht darf ich noch er­wähnen, dass in den letzten Jahren Böhm Gelegenheit gehabt hatte in De­utschland eine endgültige Stehe zu bekommen. Doch hat ihm sein Herz nach Prag zurückgezogen, und deshalb hat er verschiedenen ihm gemachten Anerbieten zurückgewiesen. Unter den jetzigen Umständen, da Herr Böhm der S. A. nicht beitreten woUte, hat er keine Hoffnung, in Deutschland ei­nen Lehrstuhl zu erhalten. Mit vorzüglicher Hochachtung und koUegialen Griissen verbleibe ich Ihr sehr ergebener G. v. Hevesy." (32)

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