Technikatörténeti szemle 18. (1990-1991)
TANULMÁNYOK - Hoffmann, Dieter: Georg von Hevesy und Johann Böhm. Die Beziehungen beider Gelehrter im Spiegel ihres Briefwechsels
Mit diesem Brief enden die dokumentierten Beziehungen zwischen G. v. Hevesy und J. Böhm — über eine später wieder aufgenommene Korrespondenz oder gar persönliche Begegnungen ist nichts bekannt. Beides ist indes unwahrscheinlich, da sich die Lebensstationen beider Gelehrter in den folgenden Jahren immer weiter (geographisch) voneinander entfernten und die politischen Entwicklungen sowie Kriegs- und Nachkriegszeit eine solche Korrespondenz zudem zusätzlich erschwerte, wenn nicht gar unmöglich machte. G. v. Hevesy blieb angesichts exceüenter Areitshedingungen noch bis zum Herbst 1943 am Bohrschen* Institut in Kopenhagen, um dann — wie Niels Bohr und andere gefährdete Mitarbeiter der drohenden Deportation durch die Nazis zu entgehen (33) — nach Stockholm zu fliehen. Dort erreichte ihm nicht nur die Nachricht von der Verleihung des Nobelpreises für Chemie, auch baute er sich in der schwedischen Hauptstadt in den folgenden Jahren (u. a. in Zusammenarbeit mit Hans von Euler) einen neuen Wirkungskreis auf, den er bis zu seinem Tode — George von Hevesy starb 80jährig am 5. Juli 1966 in Freiburg — nicht mehr verließ. Für J. Böhm bedeutete zwar die Berufung nach Prag, daß er nun endlich seine endgültige wissenschaftliche wie persönliche Heimstatt gefunden hatte, doch waren damit seine letzten beiden Lebensjahrzehnte nicht weniger kompliziert und bewegt als die G. v. Hevesys. Schon zwei Jahre nach seiner Übersiedlung, in denen er u. a. zum ordentlichen Professor wie zum wissenschaftlichen Leiter des gesamten. Chemischen Instituts der Prager Deutschen Universität aufstieg, wurde die Tschechoslovakei durch das faschistische Deutschland okkupiert, womit J. Böhm wiederum in den Bannkreis des Hitlerfaschismus geraten war. „Böhm was again subject to political pressure, but never joined the Nazi Party, and continued to help his numerous Czech friends in their scientific work in fearless manner" (34), steüte rückblickend J. Heyrovsky fest. Als eine von Humanität und nationaler Toleranz geprägte Persönlichkeit zeigte Jan Böhm so auch in schwieriger Zeit und in einer geseüschaftlich sehr sensiblen Position Mut und Anstand. So ist bekannt, daß er sich nach der faschistischen Okkupation bei einem tschechischen Kollegen quasi öffentlich für diesen WUlkürrakt Hitlerdeutschlands entschuldigte (35) und nach der zwangsweisen Schließung aller tschechischen Hochschulen (17. 11. 1939) Jan Heyrovsky die Möglichkeit einräumte, in einem Raum seines einstigen Instituts, das J. Böhm als Professor der Deutschen Universität hatte übernehmen müssen (36) seine polarographischen Forschungen weiterzuführen (37). In den für um komplizierten Nachkriegsjahren wirkte Johann Böhm zunächst in einem Forschungsinstitut der chemischen Industrie in Rybitvi bei Pardubice; und später (1951) auch als Professor an der Chemie-Hochschule in Pardubice, dank den Bemühungen J. Heyrovskys wurde J. Böhm auch 1952 zum korrespondierenden Mitglied der neugegründeten Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften gewähtl. Krankheit und früher Tod — J. Böhm starb gerade erst 56jährig am 27. November 1952 in Prag — ließen ihn indes in diesem Gremium wie in der ebenfalls in Aussicht gesteUten Professur an der Prager Universität nicht mehr wirksam werden.