Technikatörténeti szemle 18. (1990-1991)
TANULMÁNYOK - Suhling, Lothar: Synthetisches Benzin – Kohlehydrierung in Deutschland 1925–1945
fahren. Größte Eile beim Aufbau neuer Hydrierwerke wurde gefordert. Der Vierjahresplan, den Hitler im September 1936 auf dem sogenannten „Parteitag der Ehre" verkündete, unterstrich den Druck auf Industrie und Planungsstäbe. In einer geheimen Denkschrift zum Vierjahresplan vom August 1936 hatte Hitler überdies unmißverständlich gefordert, beschleunigt alle Maßnahmen einzuleiten, die mit dem Ziel einer Autarkie Deutschlands „für die Zukunft eine endgültige Lösung" durch eine „Erweiterung . . . der Rohstoff- und Ernährungsbasis" schaffen soüten. Unter den Programmschwerpunkten in Hitlers Denkschrift finden wir zuvorderst (28): 1. Erhöhung der deutschen Mineralölproduktion in einem Tempo, das innerhalb von 18 Monaten die Bedarfsdeckung der Wehrmacht ermöglichen sohte. 2. Massenproduktion synthetischen Gummis und Gewinnung von Zellwolle aus Holz. Bereits 1935 hatte die Brabag auf massiven staatlichen Druck hin den Bau von drei Treibstoffwerken begonnen (Böhlen bei Leipzig, Magdeburg und Ruhland), sie waren spätestens 1937 in voüem Betrieb (beim Werk Ruhland jedoch mit den gennanten Schwierigkeiten). Auf Weisung Görings, des Beauftragten für den Vierjahresplan, errichtete die Brabag seit 1937 ihr viertes und letztes Benzinwerk, wiederum in der Nähe der mitteldeutschen Braunkohle (bei Zeitz). Weitere Hydrieranlagen auf der Basis von Braunkohle kamen hinzu, so das schon 1937 geplante, aber erst im August 1941 vollendete Werk Wesseling am Niederrhein und das Werk Brüx im Sudetenland, dessen genaue Firmierung und Lokalisierung mir freundlicherweise mein Kollege Dr. Markwart aus Litvinov ermöglichte: Sudetenländische Treibstoffwerke AG Maltheuern bei Brüx, nach dem Krieg Zaluzi u. Mostu. Aber auch die Verarbeitung von Steinkohle hatte sich in den Ludwigshafener Versuchsreihen als recht günstig erwiesen. 1936 errichtete die staatliche Bergwerksgesellschaft Hibernia in unmittelbarer Nähe der Zechen bei Gelsenkirchen das Hydrierwerk Scholven. Drei Jahre später kam eine ähnliche Anlage zur direkten Steinkohlehydrierung in Gelsenkirchen-Horst hinzu (Gelsenberg) und — auf der Grundlage schlesischer Steinkohle — die Werke Blechhammer (Oberschlesien) und Pölitz bei Stettin. Damit hatte der NS-Staat seine weltwirtschaftlichen Forderungen gegenüber der Privatwirtschaft z. T. durchgesetzt. Im Endausbau lag die Gesamtkapazität in der synthetischen Treibstoffproduktion durch Hydrierung, worunter auch die Verarbeitung von Braunkohlen- und Kokereiteer fällt, bei 3,8 Millionen Jahrestonnen. Das war mehr als die Hälfte des Mineralölverbrauchs im letzten Friedensjahr (7,5 Mio. t.) (29), die im Vierjahresplan gesetzten Ziele konnten in diesem Punkt 1942 dennoch nur zu 45% erfüllt werden (30). Wie es 1914. ff. ohne die Nutzung der NH3-Synthese zur Salpeterund damit Sprengstoffherstellung nicht möglich gewesen wäre, den Krieg vier Jahrelang fortzusetzen, so ist es kaum vorstellbar, daß der NS-Staat den Zweiten Weltkrieg ohne die Produktion synthetischer Mineralöle so lange hätte führen können (31). Trotz aller Bemühungen um „Rohstoff-Freiheit" wurde die Treibstoffproduktion, vor allem im Bereich der Flugbenzine, zum neuralgischen Punkt der deutschen Kriegswirtschaft. Schon im September 1939 — der von Hit-