Technikatörténeti szemle 18. (1990-1991)

TANULMÁNYOK - Suhling, Lothar: Synthetisches Benzin – Kohlehydrierung in Deutschland 1925–1945

mark zu leisten, so wendete sich das Blatt seit 1936 eindeuting zugunsten des Staates. Nun mußten die I. G. Farben ihrerseits Zahlungen an das Re­ich entrichten, diese erreichten bis zum Ablauf des Vertrages am 30. Ju­ni 1944 die stattliche Höhe von insgesamt 91 1/2 Millionen Mark (24). Das Reich hatte ein „gutes Geschäft" gemacht. Wie kurz vor dem zweiten Weltkrieg, der ohne den Aufbau einer deutschen Mineralölproduktion kaum denkbar gewesen wäre, die mm stän­dig vergrößerte Anlage in Leuna arbeitete, schildert wohl niemand anscha­ulicher als Anton Zischka (25): Acht Quadratkilometer bedecken heute die Leunawerke, 11.000 Mann Belegschaft haben sie ... In endlosen Kolonnen kommen die Kohlenwagen ins Werk, in gewaltige Lagerbunker und in die größte Kesselanlage der Welt. Sie kommen in Gaserzeugungsanlagen, die in 24 Stunden 12 Millionen Kubikmeter liefern, so viel Gas, wie Berlin in einer Woche verbraucht. Die Braunkohle kommt in Brecher, die sie zu Staub zermahlen. Während Transportschnecken diesen Staub weiterbefördern, wird öl und eine Katalysatorflüssigkeit auf die Kohle gespritzt, so daß eine Paste entsteht, in riesigen, dumpf grollenden Mischern, die stündlich 15 Tonnen verarbeiten, wird dieser Brei erhitzt. Kompressoren mit Schwungrädern, die bis zu 7 Meter Durchmesser haben, verdichten dann die Kohlenpaste durch 200 Atmosphären, einen Druck, der 30.000 auf eine Hand gelegten Kilogramm gleichkommt, pressen das Kohle-Öl-Katalysator­gemisch in Hochdrucköfen, deren Wände 14 Zentimeter dick sind. Je vier dieser rohrförmi­gen Öfen, die haushoch aufragen, von denen jeder mehr als 100.000 Kilo wiegt, stehen in oben offenen Betonkammern und können so, wenn sie explodieren sollten, Sprengstücke nicht ins Werk schleudern. Fernmeßinstrumente sind in ihnen eingebaut, die zu Schaltständen fuhren, und an denen stehen die .Postenmänner". Tag und Nacht, ununterbrochen sind diese ausgesuch­ten, zuverlässigen Leute in Schichten auf Wache. Hunderte von Wärmemessern, Gaswaagen, Strömungsmessern, Druckgeräten melden ihnen den Zustand der Stoffe, die im Innern der Hochdrucköfen in Reaktion treten. Mit Reglern Jahren" die Postenmänner die Öfen, halten sie genau auf dem Betriebszustand, den mehr als 2000 Versuche ... als günstigsten ermittelten. Wie Nervenzentren sind diese Schaltbühnen. Während der Kohlenbrei in die Hochdrucköfen floß, ist auch Wasserstoff eingeleitet wor­den, der durch Behandlung von Koks mit Wasserdampf in Winkler-Generatoren gewonnen wird. In den Druckzylindern vollzieht sich nun die Spaltung der Kohlenmoleküle, vom Katalysator gelenkt die Anlagerung der Wasserstoffmoleküle, entsteht das „Mittelöl", das in anderen Öfen mit neuen Katalysatoren sich nun in Rohbenzin verwandelt . . . Tag und Nacht kann man hinter den Schaugläsern des Destillationsbetriebs armdicke Strahlen flüssiger Energie vorbeiwan­dern sehen. Wenngleich die I. G. Farben in der Kohlehydrierung über den Ausbau von Leuna nicht mehr hinausging, so hat doch das ,3ergius-Pier-Verfah­ren" im- In- und Ausland weithin Karriere gemacht. In Deutschland, wo nach dem Gesetz vom 28.9.1934 eine ..Pflichtgemeinschaft der Braunkoh­lenindustrie" und dazu die „Braunkohle-Benzin AG" (Brabag) geschaffen wurde, entstanden in den folgenden Jahren eine ganze Reihe von Hydrier­werken auf der Grundlage des Ludwighafener Know-hows. Die gleichzeitig erbauten Großanlagen nach der Fischer-Tropsch-Synthese (über Kohlenmo­noxid und Wasserstoff), deren Generahizens die Ruhrchemie AG Oberhau­sen 1934 erworben hatte (26), namentlich die Anlage der Brabag bei Ruhland (nördlich von Dresden), erwiesen sich wegen der noch nicht genügend aus­gereiften Technik und der geringen Tauglichkeit des FT-Benzins für den Motorenbetrieb als weniger erfolgreich (27). Dieses Verfahren erfuhr daher keine sonderliche Förderung mehr. — Die Priorität im „Kampf um die Rohstoff-Freiheit" im Mineralölsektor lag nunmehr eindeutig beim I. G.-Ver-

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