Technikatörténeti szemle 18. (1990-1991)

TANULMÁNYOK - Suhling, Lothar: Synthetisches Benzin – Kohlehydrierung in Deutschland 1925–1945

Wenden wir uns wieder Friedrich Bergius zu und seinem dhekten Ver­fahren der Kohleverflüssigung — übrigens ein von ihm selbst stammender Ausdruck —. Angesichts fast unüberwindlich scheinender Schwierigkeiten ist es nicht verwunderlich, daß Bergius und sein Konsortium im Sommer 1925 die Aktienmehrheit an der EVAG, der Erdöl- und Kohleverwertungs-AG, und somit auch die der Firma gehörenden Rechte an seinen Hydrierpaten­ten der BASF in Ludwigshafen zur weiteren Nutzung überließ (9). Eigene systematische Versuche mit der Kohleverflüssigung waren hier seit 1924 im Gange. Mit dem Übergang der Patentrechte an die BASF verlagerte sich nunmehr die Weiterentwicklung der Kohlehydrierung auf jenen im Entste­hen begriffenen Chemie-Konzern, dem es aufgrund seiner Kapitalkraft und seiner reichen Erfahrungen in der Hochdrucktechnik und der Katalysator­forschung am ehesten möglich sein mußte, die ökonomischen und tech­nischen Risiken zu meistern: Ich meine — wie bereits angedeutet — das durch Fusion der bedeutendsten deutschen Chemiefirmen im Dezember 1925 gebüdete Großunternehmen I. G. Farbenindustrie AG. Dieses Unternehmen stand nach einer Kapitalerhöhung auf 1,1 Milliarden Reichsmark im Jahre 1926 bekanntlich an der Spitze aller deutschen Firmen (10). An der industriellen Verwertung des Bergius-Verfahrens die Mitarbei­ter von Bergius hatten es „Bergin-Verfahren" genannt sollte der neue In­dustriegigant erstmals seine Kräfte messen. In der Tat geriet der Einstieg in die Kohlehydrierung zu einer Zerreißprobe für das junge Unternehmen. Dabei glaubte man der Lösung des Problems angesichts der vorliegenden Erfahrungen mit der Ammoniak- und Methanolsynthese 1925/26 bereits gre­ifbar nahe zu sein, zudem versprach der großtechnische Einsatz des Ver­fahrens mittelfristig für die I. G. recht lukrativ zu werden. — Immerhin hatte der ständig wachsende Bedarf an Mineralölen Fachleute zu der Auf­fassung gelangen lassen, daß die nutzbaren Erdölvorräte der Welt kaum mehr als den Verbrauch des nächsten Jahrzehnts sichern würden. Amerika­nische Experten des Federal Oü Conservation Board taxierten die eigenen Rohöheserven 1926 noch ungünstiger. — Man glaubte, sich auf eine kaum mehr als siebenjährige Selbstversorgung einstehen zu müssen (11). Im Frühjahr 1926 kamen Ölindustriehe, namentlich der Standard Oü Co. of N. Y., nach Ludwigshafen, um sich über die Hydrierversuche zu in­formieren. Angesichts der angeblich drohenden Versorgungskrise gewannen sie die Überzeugung, „daß die deutschen Hydrierverfahren . . . außerordent­lich wichtig waren — vielleicht wichtiger als irgendeine technische Errun­genschaft, die bisher in die Ölindustrie eingeführt worden war" (12). Bereits im folgenden Jahr wurde ein erster Vertrag zwischen der I. G. und der Standard Oü Co. über Zusammenarbeit und Patentverwertung geschlossen. Die Hydrierpatente büdeten bald weltweit die Grundlage für ein enges Netz vertraglicher Regelungen zwischen der Großchemie und der Ölindustrie. Sie bereiteten derüber hinaus den Boden für das Entstehen und den späteren Siegeszug der Petrochemie. Im Ludwigshafener Werk der I. G. war der Ver­suchsgruppe unter dem ehemaligen Nernst-Schüler Matthias Pier (13) eine — wie sich erst allmählich zeigen sollte — äußerst heikle Aufgabe gesteht worden. Zwar standen die Erfahrungen mit der Ammoniak- und der Met­hanolsynthese zur Verfügung, doch war bei weitem nicht alles auf die viel komplexeren. Verhältnisse bei. der Druckhydrierung von Steinkohlen,

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