Technikatörténeti szemle 18. (1990-1991)

TANULMÁNYOK - Suhling, Lothar: Synthetisches Benzin – Kohlehydrierung in Deutschland 1925–1945

Hannover bei Max Bodenstein und bald darauf auch in einem Privatlabor experimentell auseinandergesetzt. Am 19. März 1912 konnte er sich mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen an der TH Hannover habüitieren. Sein zukünftiges Hauptforschungsgebiet war damit für längere Zeit abges­teckt. — Der Forschungsansatz Kohleveredlung lag damals gewissermaßen in der Luft. Es war kein Geringerer als Emü Fischer, der damalige Nestor der Chemie in Deutschland, der am 29. Juli 1912 in einem Vortrag in Mül­heim vor Vertretern der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die Auf­gaben des neuen „Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung" die Richtung markierte: „Sie alle wissen, meine Herren" — so Emil Fischer —, „daß Deutsch­land in bezug auf flüssige Brennstoffe, z. B. Petroleum, stiefmütterlich von der Natur bedacht ist. Wie schön wäre es nun, wenn man aus den fes­ten Brennmaterialien durch einen passenden Reduktionsprozeß auf ökono­mische Weise flüssige Brennstoffe herstellen könnte! Mir scheint hier ein fundamentales Problem der Heizstoffindustrie vorzuliegen, zu dessen Lösung alle Hilfsmittel der modernen Wissenschaft und Technik in Bewegung ge­setzt und alle Möglichkeiten durchprobiert werden sollten" (5). Der systematischen Untersuchung von Möglichkeiten, den Rohstoff Koh­le auf dem Wege einer chemischen Reaktion mit Wasserstoff zu verflüssi­gen, widmete sich Friedrich Bergius und seine Mitarbeiter nunmehr mit ganzer Kraft. Ein erster großer Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Mit seiner Patentanmeldung vom August 1913 gelang es ihm, sich das Grundlagenpatent zur Kohleverflüssigung zu sichern. Es wurde das DRP 301201. Hierin beschreibt er, wie durch Erhitzen fester Brennstoffe im Au­toklaven auf 400—500° C bei einem Druck von 100—200 Atmosphären unter Wasserstoffverbauch flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffent­stehen. — Umfangreichere Versuchsarbeiten mit dem Ziel der techni­schen Nutzung des Hydrierverfaherns konnte Bergius jedoch erst 1919—1921 in einer während des Krieges geplanten und z. T. bereits erbauten größe­ren Anlage in Mannheim-Rheinau aufnehmen (6). Bergius arbeitete bereits seit 1914 als Laborleiter im Dienste der Th. Goldschmidt AG in Essen, auf deren Engagement ganz wesentlich die Errichtung der Rheinauer Versuchsanlagen beruhte. Kapitalmangel sowie unzureichende Kapazitäten für die Erzeugung des benötigten Hydrierwasserstoffs verhinderten in der Folge jedoch, daß in Rheinau der endgültige Nachweis einer großtechnischen Rea­lisierbarkeit der Kohleverflüssigung nach dem Bergius-Verfahren erbracht wer­den konnte (7). Einflechten möchte ich hier, daß Arbeiten zur Herstellung synthe­tischen Benzins aus Kohle nach dem Ersten Weltkrieg auch anderenorts ver­stärkt durchgeführt wurden. Dabei gelang es dem Physikochemiker Franz Fischer, Gründungsdirektor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim a. d. Ruhr, zusammen mit Hans Tropsch, ein Verfahren zu entwickeln, das auf dem Wege der Kohlevergasung und Hydrierung bei Nor­maldruck zu flüssigen Kohlenwasserstoffen führte. Diese 1925 im Labor­maßstab geglückte Fischer-Tropsch-Synthese sollte sich nach einem Jahrzehnt der Weiterentwicklung als eine ernsthafte großtechnische Konkurrentin der Hochdruckhydrierung von Kohle herausstellen (8).

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