Technikatörténeti szemle 17. (1988-89)

KRÓNIKA - Entwicklung der Naturwissenschaften und der Technik in Mitteleuropa zwischen 1918–1938

sentlich komplizierter, da sich ja die Mappe Mitteleuropas in dieser Epoche völlig verändert hat Was ist Mitteleuropa eigentlich? Ein geographischer Begriff? Ein Kultur­begriff? Ein Wirtschaftsbegriff? Ein geschichtlicher Begriff? Alles in gewissem Masse, doch keines gänzlich. Geographisch-geschichtlich wäre es schwer ein­deutig definierbar, da sich ja Mitteleuropa auch räumlich bewegt hat, sich im Laufe der Zeiten von Westen mehr nach Osten verschoben hat, etwa demgemäß, wie sich die bürgerliche und anderseits die wirtschaftliche-technische Entwik­klung sich vom Westen her nach dem Osten bewegte. Im 18. Jahrhundert wurden die deutschen Länder oder zumindest ihre Mehrheit noch eindeutig zu Mitteleuropa gerechnet. Das im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts einheitlich gewordene und industriell mächtig aufkommende Deutsche Reich zählte für uns hier in Ungarn schon eher zum Westen, während es von Frankreich aus gesehen sicherlich noch Mitteleuropa war. Die Kultur Mitteleuropas war jedenfalls vor allem von der deutschen Kul­tur beeinflußt, diese war dominierend in ihrer Wirkung. Es ist jedoch zweifellos, daß die Kultur des Habsburgischen Reiches, die Wien-zentrische Kultur — obwohl sie ja größtenteils deutschsprachig war — nie mit der deutschen Kultur identisch war, das sie stark durch die eigenarti­gen Kulturen der anderen hier lebenden kleineren Völker beeinflusst wurde. Zugleich wirkte die Wiener Kultur auch sehr stark auf diese Völker, da ja die neuen Strömungen diese meistens über die Vermittlung von Wien erreich­ten, obwohl gleichzeitig immer eine gewisse Abneigung in der Übernahme von Wiener Ideen und ein Sehnen nach anderen Kulturzentren, vor allem nach Frankreich bestand. Nach dem zweiten Weltkrieg erschien es für eine Zeit, daß der Begriff Mit­teleuropa völlig verschwindet, es blieb nur Ost- und Westeuropa. Die geogra­phische Terminologie paßte sich an die politischen Gegebenheiten an. Mit der Zeit erschien bei uns allmählich die Benennung Ost-Mitteleuropa, auf der an­deren Seite allerdings habe ich das Wort West-Mitteleuropa nie angetroffen. In den siebziger Jahren begann dann die Benennung Mitteleuropa sowohl hier wie dort in Vorträgen, in Büchern wieder hervorkommen. Teilweise ist der Begriff noch immer umstritten und es werden verschiedenartige Versuche gemacht, ihn zu definieren. Wir betrachteten in unseren Konferenzen stets den Donauraum als das Zentrum unserer Themenkreise selbstverständlich — wie auch jetzt — seine Peripherien miteinbegriffen. Der in jeder Hinsicht dominierende Schwerpunkt dieses Raumes war Jahr­hunderte lang das Habsburger Reich. Dieses Reich wurde nicht durch den Zu­fall geformt. Zur Zeit als sich die großen europäischen Monarchien im 15—16­ten Jahrhundert entfalteten, war es notwendig, daß auch in Mitteleuropa eine große Einheit entstehe. Bereits die Dynastien der Anjou, der Luxemburger, der Jagellonen bestrebten dies mit mehr oder weniger vorübergehendem Erfolg. Das Glück begünstigte letzten Endes die Habsburg-Dynastie: ihnen ist es ge­lungen, diese Einigkeit auf diesem heterogenen Gebiet dauerhaft zu vollbrin­gen. Dies wirkte sich natürlich weitgehend über die Politik hinaus auf die Wirtschaft und durch diese auf die Entwicklung der Industrie und Technik, auf das Lehrwesen und darunter auf den naturwissenschaftlichen und technischen Unterricht aus. Über all dies hörten wir bereits viel auf den beiden erwähnten

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