Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár, László: Johan n Friedrich Böttger zur 250. Wiederkehr seines Todesjahres

men sie doch einen wichtigen Platz im Rahmen der Kunst ein. Auch die ein­fachen Kinder des Volkes, die kleinen humorvollen und manchmal neckischen Szenen entzogen sich nicht der Aufmerksamkeit des Künstlers. Aus dieser ähn­lich reichen Reihe von Abbildungen sind der auf der Ziege reitende Schneider, der bettelnde Dudelsackbläser, das leierspielende Mädchen und als ein Bild aus der heimischen Geschichte, der reitende Kurutze der Erwähnung würdig. Die mehreren Spannen umfassende Kompositionen sind nicht zu vergleichen mit den monumentalen Aposteifiguren oder mit den Denkmälern der Fürsten, aber dennoch sind die kleineren Gruppen mit ein bis zwei Figuren von grösse­rer Bedeutung, da sich in ihnen deutlicher die Kunst des höfischen und aristo­kratischen Zeitalters und der Geschmack der herrschenden Mäzenenkreise widerspiegelt. In der Sammlung des Museums befinden sich auch zahlreiche Meisterstücke aus den Arbeiten des anderen Meisters, des Porzellanmalers Hörold, der in jenen ersten Jahren der Manufaktur nicht nur hervorragendes schaffte, son­dern auch zugleich einen neuen Stil kreierte. Und während Kändlers Gesichts­und Bewegungsformen plastischer wirken, bei Hörold die Malerei diffizieller. Eine der Komponenten des fernen chinesischen und japanischen Porzellan­schmucks wird in Hörolds Feder zum Neuerwecker östlicher Lebensbilder; die ehrwürdigen Szenen der Märchenwelt zeichnet er vornehmlich in Gold oder mit eisenroten Farben auf die Kakaotassen, Kannen und anderen Gefässe. In den Sammlungen kennt man kaum Gemäldekompositionen, die mit der Sig­natur des Künstlers versehen sind, doch die leichte, nahezu virtuose Führung des Pinsels bei der Ausmalung der Figuren sind ein Beweis dafür, dass das Geschirr eine Arbeit des Meisters ist, oder aus der Werkstätte des Meisters stammt. Chinoiserie findet sich nicht nur bei den weissen Porzellangegenstän­den, sondern es durchdrang die europäische Kunst auf beinahe allen Gebieten und hatte in gleicherweise seinen Einfluss auf die Textilmalerei und Möbel­gestaltung jener Zeit. Die Schaffung einer reicheren Farbenwelt für die Porzel­lanmalerei war die bedeutende Neuerung der Jahre von 1730—40, aber Hörold bediente sich nur massvoll des Gebrauches der Farben. Bei seinen Gold­Kartusche-Kompositionen malte er vornehmlich nur mit einer Farbe. Gegen Mitte des Jahrhunderts verwendete die Meissner Manufaktur im allgemeinen die Bilder der Stiche Watteaus als Vorlage für das Dekor des Porzellans. Der verfeinerte Geschmack des Rokokos, die Wiedergabe idyllischer Szenen auf dem schneeweissen Porzellan in Purpurlila-, Gold- oder Rotfarben brachte eine solche Schule hervor, dass sie schon in den folgenden Jahrzehnten einen weiten Anhängerkreis in der Malerei der Porzellanwerkstätten von ganz Europa fand. Die dritte Gruppe der Höroldschen Themenwelt bilden die Hafenkompo­sitionen. Die Darstellung der Szenen auf den frühen Delfter Fayencen, die Skizzen der niederländischen Maler sind ein Beispiel für die bedeutende wirt­schaftliche und gesellschaftliche Rolle des Seehandels. Die über Meer fahren­den Segelschiffe verbanden Europa mit den fernen Erdteilen, unter anderen mit Ostasien. Die Ankunft des Schiffes im Hafen war nicht nur ein Akt der erfolgreichen Beendigung des Unternehmens, sondern auch Schauplatz des kur­zen Beisammenseins der Seefahrer mit ihrer Familie, ihren Lieben. So müssen wir neben den zeitgenössischen östlich-exotischen Themen und den französi­schen Rokokoszenen die Darstellungen jener Ereignisse mit besonderer Beach­tung würdigen. Zahlreiche Stücke unserer Sammlung, wie eine Zuckerdose,

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