Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)
IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár, László: Johan n Friedrich Böttger zur 250. Wiederkehr seines Todesjahres
eine Schokoladetasse mit purpurfarbener Hafenszene, ein Frühstückservice und eine Kanne preisen Hörolds reiche und vielseitig tätige Phantasie. Die mit dem Namen Hörolds in Verbindung stehenden Stücke der Porzellansammlung des Museums können, wie schon früher festgestellt, nicht mit den monumentalen Statuen, dem Schwanen- oder dem Sulkowski-Service konkurrieren. Die Arbeiten von Kandier und Hörold aus den frühen Jahrzehnten der Meissner Porzellanherstellung zeigen die Abrundung eines Gesamtbildes, das sich in jeder Weise bedeutend und nicht nur den Meistern würdig erweist, sondern auch beitrug, Böttgers bahnbrechende Erfindung in der europäischen Porzellankunst zur Geltung zu bringen und zu vollenden. (Die künstlerische Bedeutung) Das Material des schneeweissen chinesischen Porzellans bedurfte noch jahrelanger Verfeinerungs- und Vervollkommungsarbeite, aber es war nicht mehr das Wunder, das Geheimnis, um dessenwillen viele ihrer Leben vergeblich opferten. Die Wissenschaft hatte — so sonderbar es klingt — das ermöglicht, was früher niemanden in Europa gelungen war. Und der Grund, dass sich der rationale Kern nicht immer deutlich genug von dem Zusammenspiel von Legende und Zufall abhebt, hat seine einzige Ursache in den gesellschaftlichen Anschauungen jener Zeit, in dem Kampf zwischen aufkeimender materialistischer Denkweise und ideahstischen Vorstellungen und in dem bis zur Revolution führenden Ringen des zunehmenden Rationalismus mit der neuentstehenden Gesellschaftsordnung. Wie erfolgreich auch die Erfindung war, so lässt sich doch ihre seit damals ständig zunehmende Anwendung nicht ermessen, und wir können uns nicht versagen, bei dieser Gelegenheit ihre Rolle in der europäischen Kunst zu würdigen. Der preussische oder deutsche aufgeklärte Absolutismus schrieb dem zergliederten, mächtigen Reich seines Zeitalters ein fertig gebildetes Urteil für die wissenschaftlichen Ansichten über Welt und Natur vor. Die künstlerische Problematik der Zeit und des neuen Materials ist keineswegs einfach. Wir haben darauf hingewiesen, wie mächtig das chinesische Vorbild, sowie auch die Formenwelt des Barock auf die Gestaltung des Porzellans einwirkte. Wenn wir gerade die Frage nach dem chinesischen Einfluss näher prüfen, können wir nicht allein bei den Problemen um das Vorbild für Geschirr und Plastik verweilen. Bedeutender ist jene allgemeine Wirkung, die sich in der französischen Kunst und gerade in der Entwicklung des Rokoko deutlich erkennbar macht. Die Chinoiserie ist mehr als eine einfache Nachahmung. Sie ist Effekt, eine neue Strömung, die mit Hilfe europäischen Anforderungen formt, schafft und bildet. Notwendigerweise folgt sie auf die alles überflutende, erstickende Schwüle, das bombastischen und gauklerischen Wirken des Barock. Der Ausweg, das Neue ist das Rokoko, das europäisch anmutet, doch hinter ihm steht die Kunst des Ostens, deren luftig leichter Wirkung die Kompositionen in der Verbindung von Mensch und Natur unterliegen. Man könnte sagen, dass Europa aus der stickigen Luft des Barock in die Natur entflieht, zu deren Erkenntnis die aufgeklärten Denker ein immer reicheres Material hefern. Das neue Material wurde in eine vergleichsweise vollkommen neue Strömung hineingeboren, um seine Wiege standen die von der drückenden Last der vergangenen Kunst Befreiten, im Bewusstsein ihrer Freiheit, ihrer Freiheit durch und für das Porzellan, und ebenso empfanden sie die moralische Verpflichtung, diesen neuen Stoff in künstlerischer Berufung zum Triumph zu führen. So wurde es möglich, dass zwei Jahrzehnt später das Porzellan nicht mehr nur das Ergebnis