Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár, László: Johan n Friedrich Böttger zur 250. Wiederkehr seines Todesjahres

Plastikbildner und Modellierer tätigen Georg Fritzsche. Wenn auch seine Tätig­keit einen neuen Fortschritt bei der Anfertigung der verschiedenen Reproduk­tionen bedeutet, so hat sich doch zu Zeiten Böttgers die gesamte europäische Konzeption der Porzellanplastik im wesentlichen kaum weiterentwickelt, wie das auch auf dem Gebiet des Geschirrs nicht zu beobachten war. Die Manu­faktur, die August der Starke nach den erfolgreichen Ausstellungen der Por­zellanproben gründete, erfuhr noch zu Zeiten des Entdeckers einen raschen Aufschwung, und Böttgers Tätigkeit hatte tatsächlich innerhalb von kurzer Zeit für den Herrscher „Goldwerte". Anfangs, 1712, als man nur teilweise die gewerbemässige Herstellung des Porzellans bewältigte, waren in der Meissner Werkstätte vier Arbeiter an der Bereitung der Grundmasse tätig, 6 Töpfermeister, 3 Brennmeister; zu fünft arbeitete man an der Schamottverkleidung und der Herstellung der Masse. Neben der bereits erwähnten Malern waren noch 5 Hilfsarbeiter in dem Labo­ratorium beschäftigt, wo man die Erfindung noch zu jener Zeit streng geheim hielt. Damals wirkte Böttger als Administrator des Werkes. Diese Aufgabe glich jedoch in keinerweise nur der Ausführung irgendwelcher Kanzleiarbeiten; in der Person dieses begabten jungen Mannes, der schon im jugendlichen Alter von 37 Jahren hinschied, waren nämlich Erfindungsgabe und grosses Organi­sationstalent gleichermassen vereint. (Unsere frühen Stücke Meissner Porzellans) Die Jahr­zehnte nach dem Tode Böttgers sind von zwei hervorragenden Künstlern gekenn­zeichnet: Kandier, der Schöpfer der europäischen Porzellanplastik und Hörold, ein hochrangiger Maler. Zahlreiche ihrer bedeutenden Arbeiten stehen in dem Besitz der Sammlung unseres Museums. Die gemeinsame Tätigkeit der Gruppe Böttger-Hörold-Kändler bildet eine solche Einheit und umfasst einen Zeit­abschnitt, dass es die geschichtliche Notwendigkeit fordert, wenn auch nur im bescheidenen Rahmen, anlässlich des Jahrestages des Erfinders, an dieser Stelle auch den Bildner und den Maler zu würdigen. Die Tätigkeit der beiden Meister bildet, wenn auch auf zwei verschiedenen Gebieten, die Darstellung der Kunst mit dem edlen Material und verbindet sie einander mit zahllosen Banden und immer wieder durchdringen sie die Formen der Plastiken und den Schmuck des Geschirres. Die beachtenswerten Stücke der Meissner Porzellansammlung unseres Mu­seums sind aus den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts zu datieren. Grössterteils entstammen sie der Sammlung Gebhards. Die Vorliebe für den französischen Hof des 18. Jahrhunderts und der künstlerischen Anspruch des sächsischen Hofes, der dort sein Vorbild sah, wurde von Kandier auf vielseitige Weise in seinen Porzellanfiguren zum Ausdruck gebracht. Die Ereignisse des höfischen und herrschaftlichen Lebens sind in den folgenden Werken verewigt: Das Schokolade trinkende Liebespaar, die Dame auf der Falkenjagd, die Falken­jagd, der Hofnarr und die Verlobung; und vertreten unter anderem auch der Sammlung des Museums, das an Formkompositionen reiche, in den Farben „lebensgeträu" gestaltete Werk des Meisters. Aus den produktiven Jahren zwi­schen 1740 und 1750 blieb uns eine ganze Reihe der mythologischen Themen erhalten. Die Bacchusgruppe, die Allegorie der Fülle, der Apollo, Juno mit dem Pfau und die Tierfiguren wie der Specht, der Löwe und die Löwin, der Bolog­nesische Hund dürfen in ihren Wert nicht ausser Beachtung gelassen werden, und wenn sie auch nicht zu den hervorragendsten Schöpfungen zählen, so neh-

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