Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár, László: Johan n Friedrich Böttger zur 250. Wiederkehr seines Todesjahres

der schon früher in den Jahren um 1696 zahlreiche Erfolge bei seinen Studien der keramischen Rohstoffe erzielt hatte. Das rote Steingut erregte als Novum grosses Aufsehen, da es einerseits der Wirtschaft ein neues Material für die Herstellung keramischen Materials in die Hände gab, andererseits, weil nun der König endlich von seiner Absicht, Gold verfertigen zu lassen abgebracht worden war. All dies hatte aber nicht etwa die Lage Böttgers vereinfacht, in Gegenteil, er wurde noch strenger von der Welt abgeschlossen. Wie schon erwähnt, wurde zu jener Zeit das Porzellan nicht geringer ein­geschätzt als das Gold. Wenn auch August der Starke, der sich in jenen Jahren schon den polnischen Thron gesichert hatte, stark vom, Ehrgeiz geleitet wurde, und im Zusammenhang mit dieser Erfindung er allein in Europa vor den an­deren mächtigen französischen, englischen und preussischen Herrschern in das Geheimnis der Porzellanherstellung gelangt war, so dürfte ihm wohl auch der Reichtum vor Augen geschwebt haben, umsomehr, da er ein früheren Jah­ren umfangreiche Summen — natürlich in Gold — für östliches Porzellan für seinen Hof, vornehmlich den holländischen Händlern geopfert hatte. Seit der Erfindung des roten Steinguts vergingen kaum zwei Jahre bis zur Entstehung des Porzellans, womit auch schon die Zeit beginnt, in der in dem Dresdener „Werkskerker" Wissenschaft und Produktion miteinander kombiniert werden. Inzwischen verstarb im Jahre 1708 Tschirnhaus, und Böttger blieb mit einigen Gehilfen bei seinen Versuchen allein auf sich gestellt. Eines der grössten Probleme bei der Herstellung des roten Steingutes wurde durch die Frage der hochflammigen Keramikbrennung belöst. Nun stand nur noch die Herstellung der weissen Masse und der entsprechenden Glasur aus. Nicht ganz ein halbes Jahr später, am 28. März 1709 konnte Böttger dem König melden, dass es ihm gelang, weisses chinesisches Porzellan herzustellen. Damit hatte er das jahr­hundertelang bestehende Problem europäischer Arkanisten gelöst und die Ge­werbekunst und den Gewerbemarkt um einen neuen unentbehrlichen Stoff bereichert. In der Tat hat sich im Laufe von mehr als 250 Jahren das Porzellan auf jedem Gewerbesektor als unentbehrliches Material erwiesen und bildet die Grundlage der europäischen Porzellankunst. In jeder der beiden Hauptgruppen zeigt sich die Bedeutung der Erfindung des europäischen Porzellans. Das neue Material rief solche Aufmerksamkeit auf sich und gewann so sehr an Beliebtheit, dass der König schon nach einigen Monaten die Gründung einer Porzellanmanufaktur anordnen liess. Noch in demselben Jahr, 1710 wur­den die ersten Porzellangegenstände auf der Leipziger Messe ausgestellt, die von dort aus nicht nur Europa sondern die ganze Welt eroberten. Böttgers erstes Porzellan war natürlich noch in Hinsicht sowohl -auf die Qualität, als auch auf die künstlerische Formgebung zu verbessern. Jahre hindurch wurde rotes Steingutgeschirr angefertigt, mit verschiedenen schwarzen Glasuren und Gravierungen, die an die Bearbeitungstechnik von Glas erinnerten. Die zehn Jahre nach der Entdeckung vergingen mit weiteren Versuchen für die Anferti­gung der Rezepte für Masse und Glasur, und das Porzellan verhess in zuneh­mend vollkommeneren Formen die Öfen der Meissner Manufaktur. (Das Museum für Kunstgewerbe) In dem Verband der unga­rischen Museen ist das Museum für Kunstgewerbe von Budapest der grossie Behüter der verschiedenen angewandten Künste. Die viele zehntausend Stücke umfassende Sammlung in der auch im Weltmasstab gesehen beachtenswerte Gegenstände der Öffentlichkeit zugänglich sind, ist keine aristokratische oder

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