Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár, László: Johan n Friedrich Böttger zur 250. Wiederkehr seines Todesjahres

berg in seinem Palast eine Arbeitsstätte für die Durchführung seiner Expe­rimente. Knapp und gebunden lautete seine Aufgabe: verfertigen Sie aus nichtedlem Metall Edelmetall, d. h. Gold. Zu jener Zeit lehrte er Tschirnhaus kennen, der zwar an der Lösung des Arcanum nicht mitwirkte, aber verschie­dene Materiahen dazu betrug. Während der Zeit des Schwedenkrieges wurde 1706 das Laboratorium mitsamt seiner Mitarbeiter an einen geschützteren Ort, auf die Burg Königstein verlegt. Nach Beendigung des Krieges kam es wieder nach Dresden, wo ihm der König in der Venusbastei der Burg ein Laboratorium einrichtete, das sich im weiteren zu einem kleinen Institut entwickelte. In sei­ner 1710 enstandenden Porzellanmanufaktur konnte er kaum tätig sein, da man ihn unter den allergrössten Vorsiehtsmassnahmen bis zu seinem Tod am 13. März 1719 in dem Dresdener Kerker unter Bewachung hielt. Seinem kurzen Lebenslauf liesse sich höchstens hinzufügen, dass er von den zeitgenössischen schriftlichen Quellen als eine charakterschwache, trunksüchtige und leiden­schaftlich dem Spiel ergebene, romantische Figur gezeichnet wird. Soviel über sein Leben und die vollen 20 Jahre, die dieser junge Mann, der Erfinder des Porzellans in der Gefangenschaft verbrachte. Neben Böttger wird von den Forschern, die sich mit der Geschichte des europäischen — des Meissner — Porzellans befassen, jeweils ein zweiter Name erwähnt, der des sächsischen Mathematikers und Wissenschaftlers Ehrenfeld Waiter von Tschirnhaus (1651—1708), der in den Diensten August des Starken stand und in dessen Auftrag die fortschrittlichsten europäischen Länder be­reiste. Er war öfter in Frankreich, England und Holland und besuchte auch Italien. Er interessierte sich für die Fortschritte auf dem Gebiet der Geologie, der Optik wie des Gewerbes. Auch drei Glashüttenwerke gründete er und konstruierte die grösste Spiegellinse, die der damaligen Optik zur Verfügung stand. Sein Lebenswerk ist in vieler Hinsicht mit den Alchimisten verbunden, doch dem jungen, fast noch im Kindesalter stehenden Böttger gegenüber war es zweivellos er, der den Wissenschaftler vertrat. Naturgemäss betraute man nicht Tschirnhaus, der mit wissenschaftlichen Methoden vorging — und der auch früher schon in höfischen Diensten stand — mit der Aufgabe der Her­stellung des Goldes. An seiner Stelle hatte man zu dieser Aufgabe den unter so romantischen Umständen nach Sachsen geratenen jungen Böttger aus­gewählt, dessen Name sogar im Laufe seines kurzen Lebens aufgrund der Ver­folgungen durch den Preussenkönig Friedrich des Ersten öfter geändert wurde. Dies ist bezeichnend für die rückständigen Ansichten des sächsischen Hofes und ein Beleg dafür, dass zwar die Wissenschaftler der Akademien ganz Euro­pas schon mit Erfolg auf dem Gebiet der Naturwissenschaften tätig sind, wäh­rend sich ein junger Alchimist unter den damaligen Umständen für die Lösung einer solchen Aufgabe entscheidet. August der Starke schrieb die Aufgabe vor und setzte die Haft fest, die für die Experiments nötigen Mittel garantierte er. Die Minerale und verschiedenen Gesteinsmaterialen sowie die Lehmproben für Böttgers Laboratorium besorgte Tschirnhaus. (Rotes Steingut und Porzellan) Die jahrelang andauernden Experimente brachte — was auch unmöglich gewesen wäre — nicht ein einzi­ges Gramm Gold hervor. Erstmalig im Jahre 1707 gelang es Böttger rotes Stein­gut herzustellen, was als eine bedeutende Station auf dem Weg zur Porzellan­gewinnung anzusehen ist. In jener Zeit stehen schon Laboratorien mit grösse­rer Belegschaft unter seiner Leitung. Einer seiner Mitarbeiter ist Tschimhaus,

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