Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)
IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár, László: Johan n Friedrich Böttger zur 250. Wiederkehr seines Todesjahres
der mit Spinoza sympatisierende sächsische Gelehrte E. W. v. Tschirnhaus, dessen Name mit dem Namen Böttgers und mit der europäischen Porzellanherstellung eng verknüpft ist. Der bekannte Mann verkehrte öfter in Paris und erwarb sich immer neue und neue Kenntnisse aus dem Bereich der Mineralogie und Optik. Er entwarf Pläne für grossangelegte Glasschmelzöfen und richtete sein ganzes Streben darauf, den heimischen rückständigen chemischen und industriellen Verhältnissen zu einer fortschrittlichen Entwicklung zu verhelfen. Das sind jene Jahrzehnte, in denen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Europa eine wissenschaftliche Akademie um die andere gegründet wurde als Zentren des aufkeimenden rationalistischen Denkens. Die Akademien sind jene Institutionen, die sich in organisierter Form den alchimistischen Traditionen entgegenstellen, und die die Wissenschaften, unter ihnen damals die wichtigste, die Chemie, in den Kreis der gestellten Aufgaben einführen. Allgemeine Aufgabe ist nicht nur die äussere, visuelle Bestimmung des Materials, sondern auch dessen innere Erschliessung, die Zerlegung der Verbindungen in ihre chemischen Elemente und die Durchführung verschiedenster Analysen im Sinne der Schaffung wissenschaftlicher Systeme. In den entwickelteren europäischen Ländern geriet die Geologie in den Vordergrund Ergebnis emsiger wissenschaftlicher Forschung war die breitere Anwendungsmöglichkeit des Kohlenstoffs als Energiequelle und als Basis des entstehenden Kapitalsystems der Industrie. Und wenn wir noch einen Blick auf die Kunstgeschichte jenes Jahrhunderts werfen, so können wir dort die Entstehung und die volle Machtentfaltung des Rokoko beobachten. In den einzelnen deutschen Ländern schaffen so hervorragende Künstler wie Johann Sebastian Bach, dessen Musik dem Volke entsprang und bis zuletzt den Mächtigen der Kirche gegenüberstand, Georg Friedrich Händel, dessen Opernmusik in ihrer Art vollkommen Neues darstellte. Zu jener Zeit schaffen mit aussergewöhnlichen Können der Baumeister Balthasar Neumann und der Errichter des Dresdener Zwingers Matthias Daniel Pöppelmann. Ihre Tätigkeit wird in jenem Jahrzehnt von den Zügen des Neuen, des Fortschritts gekennzeichnet, die bis heute mit ihren Werken nicht veraltet ist. Es ist naturgemäss, dass unter diesen verwickelten gesellschaftlichen Verhältnissen, in dieser Welt fortschrittlicher und wieder rückgängiger Tendenzen das entdeckte Porzellan innerhalb von einigen Jahren nicht nur ganz Europa eroberte, sondern auch der Kunst des Rokoko ihren eigenen Ausdruck verlieh. (Der Erfinder) Johann Friedrich Böttger geboren am 4. Februar 1682 in Schleiz, der Vater Kassierer, nach dessen Hinscheiden die Witwe eine neue Eheverbindung mit dem preussischen Militäringenieur Temann schliesst. Mit 14 Jahren verliess er die Schule von Magdeburg um in Berlin die „Apothekerkunst" zu erlernen. Sein Fleiss schaffte ihm die Möglichkeit zu weiteren Studien und im Alter von 16 Jahren wird er durch den Apotheker Zorn mit der „alchimistischen" Kunst bekannt gemacht. Aus Preussen flieht er nach Sachsen, wo er an der Wittembergischen Universität danach strebt, sich die medizinischen Erkenntnisse anzueignen. Seine Flucht aus Berlin, sowie seine Studien der Alchimie erweckten die Aufmerksamkeit August des Starken, der Böttger im Dezember 1701 nach Dresden bringen liess. Dort arbeitet er vorerst in dem alten Laboratorium, das in der königlichen Burg als das „Goldhaus" bekannt war. Später errichtete ihm der bedeutende Staatsmann Fürst Fürsten-