Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Molnár, László: Johan n Friedrich Böttger zur 250. Wiederkehr seines Todesjahres

LÁSZLÖ MOLNÁR JOHANN FRIEDRICH BÖTTGER ZUR 250. WIEDERKEHR SEINES TODESJAHRES Das Wunder, das noch den Menschen des ausgehenden Mittelalters in Auf­regung versetzte und in Versuchung führte, seine Phantasie beschäftigte — die Herstellung des Goldes —, erfüllte sich weder am Hofe des sächsischen Kurfürsten August des Starken, noch am Hofe des polnischen Königs. In sei­ner Knappheit an Gold opferte der Herrscher hunderte und tausende seiner Taler, um in den Besitz dieses Metalles zu gelangen, das damals die bedeu­tendste Rolle an dem Hofe des sächsischen Fürsten einnahm, ebenso wie an dem preussischen, dem französischen oder spanischen Hof. Wärend jedoch die Französen, Engländer oder Holländer abgesehen davon, dass sie das Gold als Fetisch ansahen, mit merkantiler Wirtschaftsführung ihrem Lande Wohlstand bereiteten und die nötigen Güter für den Glanz ihrer Herrschaft sichern woll­ten, hatte man in dem deutsch-römischen Kaisertum, jenem bedeutenden und doch rückständigen Herrschertum einen jungen Alchimisten, Johann Friedrich Böttger, zu einer Aufgabe auserwählt, deren Möglichkeit sie zu lösen von den damaligen deutschen Wissenschaftlern schon stark infrage gestellt worden war, die Lösung der grossen ,, arcanum", die Herstellung des Goldes. (Gesellschaft und Wissenschaften) Noch am Ende des 17. Jahrhunderts kämpfte man in Europa mit den Überresten des Feudalismus des Mittelalters, auch die Scholastik hatte noch tiefe Spuren in der Wissenschaft hinterlassen, der Glauben setzte dem Denken enge Grenzen. Der sich bewusst werdende Mensch befreite sich, wenn auch langsam nacheinander und von­einander unabhängig, oft in widersprüchlicher Weise, aber mit den neuen Me­thoden der Gesellschaftskritik aus den Umklammerungen des irrationellen Glaubens, der Mystik, und bricht sich seine Bahn in die unbegangene Wildnis der Wissenschaft. Der Engländer Thomas Hobbes, der Holländer Baruch Spinoza, der Russe I. T. Pososchkow brachten mit ihrer materialistisch gearteten Gesellschafts­kritik, mit ihrer naturwissenschaftlichen Tätigkeit die Mauern des bestehen­den Systems zu Fall. Andere, unter ihnen Jean-Baptiste Colbert, verkündeten den Fortschritt der Wirtschaft, in erster Linie der nationalen Industrie. In dem aktiven Handel sah er die Garantie für den Fortbestand des Systems. Wieder andere, wie Charles Perrault, Simeon Polozkij, Simeon Uschakow, Jean Racine und Jean-Antoine Watteau kreierten mit Feder und Pinsel Neues, deckten die gesellschaftlichen Widersprüche des absolutistischen Herrschaftssystems auf, erweckten das Selbstbewusstsein der aufgeklärten Schichten und führten im-

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