Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 12. (Budapest, 1970)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Batári Ferenc: Mitológiai jelenetek égeri reliefintarziákon

(Abb. 6; Franken: 1338—73) wurden nach dem Bild M. de Vos' gestochen, die Darstellung ,, Perseus und Andromeda" unseres Kabinettschrankes (Abb. 5) wurde nach diesem Stich verfertigt. Die Haltung der zwei Gestalten, die Mo­dellierung des Aktes, die Kleidung des Perseus sind — auch bei naiverer Ge­staltung — die selben. Der Hintergrund ist, nach der Eigenart der Reliefintar­siatechnik, vereinfacht. Die mittelbare. Annahme der Stiche von Hendrik Goltzius sind die Szenen „Erichtonius" (A. Bartsch: Le peintre-graveur. Vienne, 1803—1821, 62), „Clymene und Phaeton" (Bartsch: 50) auf dem II. Kästchen. Zur C. van de Passe's selbständigen Kompositionen gehört auf dem I. Kästchen die Darstellung ,, Boreas und Orythia" (Abb. 11), auf dem Stichvorbild steht: „Crispin van de Passe invent et excudit" (Abb. 12; Franken: 1338—58). Die künstlerische Orientierung nach den Niederlanden, die auch auf den Reliefintarsien unseres Museums zu beweisen ist, steht nicht allein. Das Stich­vorbild der Kassette des Germanischen Nationalmuseums (Sturm, op. cit. Abb. 53—57), das die vier Weltteile darstellt, fanden wir auch zwischen den nieder­ländischen Stichen des 16. Jahrhunderts: die Allegorien der Weltteile malte Theodor Bernaerd; auch Domenicus Custodis und loan Sadler verfertigten Stiche nach diesen Bildern. In grosser Anzahl finden wir Kabinettschränke unter den Werken der Egerer Meister. Die Blütezeit dieses Möbeltyps, das 17. Jahrhundert, fällt mit der Blütezeit der Reliefintarsia zusammen. Ausser dieser glücklichen Koinzi­denz können wir den Hauptgrund der Häufigkeit darin finden, dass das Kabi­nettschrank so eine Möbelart sei, die zur Entfaltung ähnlicher Darstellungen den weitesten Raum bietet. Die jetzige Ausbildung beider Kästchen ist nicht zur Schaffungen der Egerer Meister zu binden. Die längeren Seiten der Käst­chen bestehen aus nicht organisch passenden, selbständigen Platten, die vom Gebrauch abweichende Zusammenstellung, weiter die nachträglichen Ergän­zungen der Deckplatte verzierende kleinere Reliefintarsien zeigen — der Grösse des Kästchens entsprechend —, dass die Anwendung der Platten sekundär ist. Die originelle Zahl, das Mass und nicht in letzter Reihe auf Grund der thema­tischen Zusammenhang der Platten mit Reliefintarsien des 17. Jahrhunderts, ist wahrscheinlich, dass auch diese Platten ursprünglich für einen Kabinett­schrank verfertigt wurden. Unser Kabinettschrank und die eventuell in der selben Werkstatt ver­fertigten, zurzeit zwei Kästchen verzierenden Reliefintarsia-Platten wurden in der Mitte des 17. Jahrhunderts, in der mittleren Periode der kurzen Blütezeit der Egerer Reliefkunst geschaffen. Obzwar wir die Meister von Eger laut archi­valischer Daten kennen, und auch zahlreiche ihrer Werke übrig blieben, doch kann man bloss nur einige ihrer Schaffungen authentisch zu den Meisternamen binden. Die in unserem Museum aufbewahrten Kabinettschrank, die zwei Käst­chen und damit in Verbindung bringbare — kunsthistorische Bearbeitung ent­behrende —• Stücke sind unsigniert. Die bisherige Mitteilungen und die spär­lichen kunstgeschichtlichen Wertungen der Egerer Reliefintarsien geben keinen genügenden Anhaltspunkt dazu, dass wir die Egerer Kunststücke unseres Mu­seums mit Sicherheit zur Meisternamen knüpfen können. Die Aufforschung der Werke vorragender Meister und die Suche nach Stileigenarten grösserer Werkstätte ist noch eine fernere kunstgeschichtliche Aufgabe.

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