Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 10. (Budapest, 1967)
IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Sz. Koroknay, Éva: Der Einband des „Pálóczi-Missale"
Der auf Pergament geschriebene, reich verzierte Kodex trägt am oberen Rand des Titelblattes den Vermerk: „G. de Palocz arep. Strig." Demnach wurde dieses Werk für György Pálóczi, Erzbischof von Esztergom (1424— 1439) noch im ersten Drittel des XV. Jh. während der Zeit König Sigismunds angefertigt. Nachher war er im Besitz Mihály's, Bischof von Milkó, Vikar von Esztergom, 4 der in seinem Testament vom Jahre 1501 über dieses verfügt hatte. 5 Später fand István Szuhai, Bischof von Vác und Vikar von Esztergom den Band in Esztergom und nannte ihn Missale Strigoniense. 6 Heute trägt er den Namen „Pálóczi-Missale". Die beiden Einbanddeckel tragen verschiedene Verzierungen, wie dies bei besonders geschmückten, aus irgendeinem Grunde sehr geschätzten Bänden gebräuchlich war. Die Verzierungswoise des blindgedruckten, auf Holzdeckel gezogenen braunen Leder verrät, dass der Einband nicht in der ersten Hälfte des Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Unter Berücksichtigung der allgemeinen ungarischen Entwicklung ist die Zeit seiner Entstehung ins Ende der 80er Jahre des XV. Jahrhunderts, bereits um 1490 zu setzen. Die Einbanddeckel werden von einem mit Flechtwerkmuster ausgefüllter Streifen umfasst, welcher in der Mitte unterbrochen wurde, sodass der Spiegel von vier L-förmigen Feldern umgeben wird. Die ungarischen RenaissanceEinbände und auch die vergoldeten Corvinén sind im allgemeinen auf die Weise umrahmt, dass unter und über dem Spiegel ein breiterer Streifen zu finden ist. Bei vorliegendem Band hingegen ist der Rahmen überall gleichmassig breit. Der Spiegel von stehendem Rechteckformat wird durch mehrere, einander schneidende Diagonallinien auf kleine, durch viereckige Rosetten ausgefüllte Felder geteilt. Die dichte Verzierung wirkt wie ein Teppichmuster (Abb. 1). Der Hinterdeckel ist ebenso umrahmt w 7 ie der Vorderdeckel, in der Mitte des Spiegels befindet sich jedoch ein grosser Kreis. Unter und über diesem Kreis schliesst sich je ein Halbkreis an die schmalen Seiten an (Abb. 2.). In der Fläche zwischen dem grossen Kreis und den zwei Halbkreisen sind um eine Rosette Blumenstöcke mit ungebrochenem Stengel strahlenförmig angeordnet und dadurch ebenfalls eine Rosette darstellen. Die zwei Halbkreise sind ähnlich ausgefüllt, während sich der rombusartige Beschlag in den mittleren Kreis gut einfügt. Die Beschläge sind geprägt und mit Gravierung verziert, alle acht Eckbeschläge und die zwei Mittelstücke haben einen Buckel 7 . In den fünf Feldern des gerippten Rückens sind die bereits beschriebenen Blumenstöcke auf äusserst dekorative Weise angeordnet. 4 1459 Domherr von Esztergom (Gran), 1460 oder 1463 an als Bisehof von Milkó (Moldau) und erzbischöflicher Vikar, 1476 stiftet er die Altäre des Hl. Fabian, Sebastian, Erzengel Michael und Hl. Luzia. Kollányi: Kanoniker von Esztergom (ungarisch). Budapest 1900. 103 (unter dem Namen Mihály Turoni). 5 „Iste liber Missalis est legátus Altari SS. Fabiani et Sebastian! martyrum per Reverendissimum dominum Michaelem Episcopum Milkouiensem etc. Obijt Idem dominum Milkouiensis in festo sanctorum Abdon et sennon martyrum 31. jul. millesimo quingentesimo primo". 6 Missale secundum chorum ecclesie Strigoniensis Strigonii in expugnatione repertum (an. 1594). ,,Stephanus Szuhai episcopus Vaciensis" (1594-1598) „et vicarius Strigoniensis in pontificalibus" . 7 Seine Eck- und Mittelbeschläge zeigen Verwandtschaft mit den Beschlägen des unter Nr. 15 des Ateliers. . . . op. cit. abgebildeten Bandes.