Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 9. (Budapest, 1966)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DECORATIFS - Katona Imre: Az Iparművészeti Múzeum besztercebányai térítője

zwei Tücher weisen —- abgesehen von der Inschrift —- nur einige ganz unbe­deutende Abweichungen auf. Die Decke aus Jur pri Bratislave wurde laut Aussage der Inschrift von Gertrude Szilágyi, Tochter des Senatsnotars Miklós Szilágyi aus Wien, Gattin des Adeligen Herrn G. Pollak 1636 der evangelischen Gemeinde von Sankt Georgen geschenkt. Die Gemeinde bestand bereits Ende des 16. Jhs. Der Patron der hiesigen Protestanten war István Illésházy, der über seine Gattin Katalin Pálffy den Besitz von Sankt Georgen erhielt. Der Palatin István Illésházy starb 1609, und den Besitz erbte der Sohn seiner Bruders, Gáspár Illésházy. Gáspár Illésházy hatte Ilona Thurzó, die Tochter des damaligen Palatins György Thurzó zur Frau. Obwohl die Donatorin der Decke von Sankt Georgen Gertrude Szilágyi, verehelichte Pollak, und nicht ein Mitglied der Familie Illésházy oder Thurzó war, greifen die Entstehungsum­stände der Decke dennoch auf den gleichen Kulturkreis zurück. Bekanntlich heiratete Imre Thurzós Gattin, Krisztina Nyáry, nach dem Tod ihres Mannes jenen Miklós Esterházy, der der Sohn von Ferenc Esterházy, Untergespan von Preßburg (Bratislava) und Zsófia Illésházy, Schwester des Palatins Illés­házy, war. Nach dem Tod der Thurzós war eine Zeitlang Krisztina Nyáry, Tochter des oberungarischen Burgkommandanten Imre Nyáry, Pächterin der Gruben von Banská Bystrica; mit ihrer zweiten Ehe überging das Pachtrecht auf ihren Mann Miklós Esterházy. Auf die A^erbindung der zwei Ortschaften weist auch die Tatsache hin, daß der Erzieher von Krisztina Nyárys erstem Mann, Imre Thurzó, jener Ferenc Armbruster war, der neben den Szilágyis, die die Decke spendeten, in den 30er —40er Jahren des 17. Jhs. auch in Sankt Georgen Anteilspacht hat. Auch bezüglich der Stellung der Familie Kochlatsch, die die Decke von Banská Bystrica spendete, und der Familie Szilágyi von Sankt Georgen kann man viele ähnliche Züge erkennen. Die Szilágyis ungarischen Ursprunges werde ebenso zu Deutschen infolge des Dienstes in Osterreich, wie die Kochlatschs, die slowakischen Ursprunges sind, sich jedoch bereits Anfang des Jahrhunderts in den Grubenstädten niederließen. Obwohl die Familie bereits über Immobilien verfügt, kann sie das Bürgerrecht infolge jenes Patents der Stadt nicht erwer­ben, wonach sich nur Deutsche niederlassen und ein Haus kaufen dürfen. Die Mitglieder der Familie Kochlatsch konnten nur auf die Weise gleichberechtigte Bürger der Stadt werden, wenn sie der Stadt ein Revers gaben. Ein solches Revers unterschrieben auch jene zwei Brüder Kochlatsch, die sich, im Gegensatz zu ihrem Vater, bereits als Deutsche bekennen. Aus der lateinischen Inschrift der Decke darf man darauf schließen, daß die Herstellerin die Mutter dieser zwei Brüder gewesen sein dürfte. Die Inschrift ist deshalb in der zweiten offiziellen Sprache, d. h. lateinisch verfaßt, weil Frau Kochlatschin, eine Slo­wakin, gewiß nicht deutsch sprach; ihre Muttersprache dürfte aber im fast vollständig deutsch sprechenden und von deutschem Geist durchtränktem Neusohl dehonestierend gewesen sein. Es geht bereits aus dem Bisherigen hervor, daß man den Herstellungsort der Tischdecke — im Gegensatz zu den bisherigen Vermutungen —• nicht im Osten, in Siebenbürgen zu suchen hat, sondern in einem der nördlich der Donau liegenden Komitaten wie Pozsony, Nyitra oder Zólyom, eventuell in Österreich. Evangelistentypen, die im Charakter und ikonographisch den Stickereien ähnlich sind, findet man auch in der deutschen Renaissancekunst. Auch die in der Münchener Pinakothek aufbewahrten Evangelisten Albrecht Dürers (z. B. Marcus) konnten eine Wirkung auf die Herausbildung dieser Evangelisten-

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