Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 9. (Budapest, 1966)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DECORATIFS - Tasnádiné Marik Klára: A nagyrévi Kontsek gyűjtemény

DIE KONTSEK­SAMMLUNG IN NAGYRÉV Das Dorf Nagyrév im Kom. Szolnok ist bereits seit Jahrhunderten ein Überfahrtsplatz über die Theiß. Entfernt vom Dorf, nahe zum Fluß steht jenes Haus, dessen Einrichtung unter dem Namen „Kontsek-Sammlung" im Besitz des Museums für Kunstgewerbe in Budapest ist. Die Sammlung wurde von der Witwe des evangelischen Priesters Dr. Károly Kontsek, dem letzten Willen ihres Gatten gemäß, 1954 dem Museum überreicht. Mit der Akzeptie­rung der Einrichtung dieses Hauses hat das Museum einen solchen Schritt getan, der in der Praxis der ungarischen öffentlichen Sammlung ungewohnt ist. Die Aufbewahrung der anspruchsvollen Atmosphäre des Feudalismus — indem Kastelle und Paläste intakt erhalten und museumsartig behandelt wer­den — ist gang und gebe, ebenso, wie die Aufbewahrung der verschwindende Lebensform der Bauern in der Form kompletter Wohnungseinheiten. Doch gibt es vielleicht niergends ein solches Dokument prägnantester Aussage über die materielle Kultur der zum Mittelstand sich entfaltenden Bürgertums, wie eben diesen Komplex. Die Einrichtung ist keine „Sammlung" im allgemein akzeptierten Sinne des Kunstsammelns. Ihr eigenartiger Wert rührt eben daher, daß bei der Aquisition, der Aufbewahrung der einzelnen Stücke nicht die Sammelintention, nicht das Streben der Aufbewahrung von Wertsachen ja nicht einmal die gesellschaftliche Eitelkeit im Spiel waren. Die Objekte sind der wohnkulturelle Nachlaß von aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten stammenden, in der Stadt lebenden Bürger, die mehrere Generationen hin­durch aufbewahrt worden waren. Die einzelnen Stücke der Sammlung konservieren nicht nur eine über­gangene, nimmer zurückkehrende Epoche und Lebensform mit einem für ungarische Verhältnisse ungewönhlich intakten Komplex: sie widerspiegeln zugleich die im Laufe des 19. Jhs. in Ungarn verlaufenen gesellschaftlichen Veränderungen verschiedenster Gründe, wie sich der verarmte Mittel- und Kleinadel, mit den hochstrebenden Bürgern und der Dorfintelligenz zusam­men zur Mittelklasse des 20. Jhs. legiert. Die Zusammensetzung der Familie von Dr. K. Kontsek (1892—1953) ist ein Idealbeispiel für die gesellschaftlichen Veränderungen innerhalb der Österreich-Ungarischen Monarchie. Die grossen Häuser der einst wohlhaben­den Bürger ermöglichten das Zusammenhalten der materiellen Güter mehrerer Generationen; die besprochene Sammlung enthält Stücke von der Wende des 18—19. Jhs. bis zum ersten Drittel unseres Jahrhunderts. Auf Empiremöbel, klassizistisches Porzellan und aus der Vereinfachung der Empire-Formgebung und im Bereich der Monarchie so sehr verbreiteten Biedermeier- und neoba­rocken Möbeln und Servicén ist auch die Neorenaissance hier vertreten, doch findet man auch die Zeugen des Suchens nach neuen Formen aus der Nach­kriegszeit, das so oft zu Sackgassen leitete. Ein Beispiel hierfür ist das Kaffee­service in kubistischem Stil. Diese Stücke des Bestrebens nach neuen Kunst­richtungen sind vielleicht die wertvollsten in der ganzen Einrichtung. Sie hat­ten zu ihrer Zeit wenig Anhänger und noch minder wurden sie der Aufbe­wahrung wert betrachtet.

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