Tanulmányok Budapest Múltjából 25. (1996)
TANULMÁNYOK - Sármány Parsons Ilona: Jüdische Kunstmäzenatentum in Budapest und die Rolle der Künstler im Aufbruch zur Moderne = A zsidó származású polgárság mecenaturája Budapesten a századelőn 249-268
Architekten wie Henrik Böhm, Ármin Hegedüs, Sándor Baumgartner, Zsigmond Herzegh, und in manchen seiner Werken (zum Beispiel bei der Synagoge in Újvidék) auch Lipót Baumhom waren stark durch den Lechnerschen Stil geprägt. Besonders seine kalligraphisch wirkende ZiegelbandOmamentik, die bunten Zsolnay-Keramik Blumen und Keramikgesimsen wurden zu typischen Stilmerkmalen. (Institut für die Blinden in Budapest - Baumgarten (Herczegh), Das Rathaus von Erzsébetfalva - Ármin Hegedűs). Diese älteren Architekten, die früher in historisierenden Stilvarianten bauten und schon manche Erfolge hinter sich hatten und Inhaber etablierte Ateliers oder Stellungen gewesen waren, wandten sich der einfachsten Stilvariante aus der Lechnerschen Formsprache zu, nicht so sehr einer tiefen theoretischen Überzeugung wegen, daß ein Nationalstil unbedingt nötig sei, sondem weil diese Variante dekorativ, leicht adaptierbar und vom Publikum wie von Auftragsgebem geme gesehen war. Die jüngere Architektengeneration, die ihre Studien in den frühen neunziger Jahren abgeschlossen hatte und ganz am Anfang ihrer Kariere stand, erlebte Mitte der neunziger Jahren eine befreiende Aufbruchstimmung, wandte sich mit vollem Herzen an den ungarischen Stil Lechners. Sie versuchte ihn weiter zu entwickeln und im Sinne des alten Meisters auszubreiten und dennoch die verschiedenen Motive individuell zu variieren. Géza Márkus, Marcell Komor, Dezső Jakab sollen als wichtigste Beispiele für diese vielseitigen und phantasievollen Nachfolger erwähnt werden. Dem Ziel, einen ungarischen Stil zu schaffen, blieben sie immer treu, auch wenn nach 1906/07 sie sich bereits von den ursprünglich Lechnerschen Formen und seinem Stil entfemten. Für sie bedeutete dieser Stilversuch auch ein künstlerisches Mittel, ihre Nationalidentität zu beweisen. Sie fühlten sich vollständig assimiliert und wurden auch von den Auftraggebern als Nationalkünstler anerkannt. Die erwähnten Architekten arbeiteten kürzere oder längere Zeit für manche Projekte und Bauten mit Ödön Lechner zusammen. Sehr oft erhielten sie Aufträge durch familiäre Kontakte, durch ihrer Empfehlungen ihrer alten jüdischen Gemeinden in ihren Geburtsorten (wie zum Beispiel die auffällig vielen Bauten von Marcell Komor, Dezső Jakab iii Szabadka). Dies waren selbstverständliche Erscheinungen, das „old boys network" existierte schon immer in der Gesellschaft. Gerade weil diese Künstler jung, energisch und ehrgeizig waren, hatten sie an sehr vielen Wettbewerben teilgenommen und erreichten dadurch eine große Publizität. Die wichtigsten Kunstkritiker und Joumalisten der Zeit hatten - ohne Hinsicht auf konfessionelle Unterschiede - mit Vorliebe die Fragen des Nationalstils diskutiert. So wurden die Vertreter dieser Richtung schnell bekannt. Zurückkehrend zu den Fragen des jüdischen Mäzenatentums in der Architektur: es ist auffällig, wie viele Aufträge im „ungarischem Stil" zu bauen, vom jüdischen Großbürgertum stammten*^ und was vielleicht noch bemerkenswerter ist - von den religiösen Gemeinden. Wahrscheinlich hatten sie sich bei den Wettbewerben für die Pläne von Söhnen, Verwandten oder Freunden eigener Mitglieder lieber entschieden als für die völlig fremder Bewerber. Nach den Wettbewerbs dokumenten gab es aber bereits so viele junge Architekten jüdischer Abstammung, daß sie zum Beispiel bei Schul-, Synagogenbauten usw. miteinander konkurrierten. „De gustibus non est disputandum." Der Kunstgeschmack ist ein höchst individuelles Phänomen und es ist gefährlich allgemein gültige Aussagen darüber zu treffen. Doch sagt es sehr viel aus über die Intensität der Akkulturierung jüdischer Gemeinden in Ungarn, daß sogar eine Reihe von Synagogen im ungarischen Nationalstil gebaut und mit ungarischer Volkskunstornamentik verziert wurde.*^ Das schönste Beispiel dafür ist die 1901/02 gebaute Synagoge in Szabadka, deren Architekten, die etwas später auch das Rathaus bauten, Marcell Komor, Dezső Jakab waren. Vielleicht kann man in dieser Synagoge die künstlerische Versinnbildlichung des historischen Tatsache sehen, daß - mit Rolf Fischer zu sprechen - „das magyarisch-jüdische Verhältnis enger 262