Tanulmányok Budapest Múltjából 25. (1996)
TANULMÁNYOK - Sármány Parsons Ilona: Jüdische Kunstmäzenatentum in Budapest und die Rolle der Künstler im Aufbruch zur Moderne = A zsidó származású polgárság mecenaturája Budapesten a századelőn 249-268
Architektenwelt und für das kunstfreudige Publikum und stellte die Frage des Nationalstils in die Mitte des Kunstinteresses und der Debatten. Die ältere Generation der Architekten (zum Beispiel die Professoren der Technischen Universität, Alajos Hauszmann, Frigyes Schulek) waren skeptisch, aber die jungen, hauptsächlich in den frühen neunziger Jahren diplomierten Architekten ließen sich sehr schnell von einem Ideal eines „ungarischen Nationalstils" begeistem. Ab 1898 entstand eine immer größere „Schule Ödön Lechners"; auch wurden in allen Wettbewerben Pläne im Lechnerschen Stil eingereicht/* 1899 wurde Lechners Geologisches Institut fertiggebaut, das durch eine vereinfachte abgeklärte, leichter imitierbare Stiversion gekennzeichnet war. Sogar Architekten der Mittelgeneration (Lipót Baumhom,"*^ Ármin Hegedüs,'** Henrich Böhm,"" Sándor Baumgarten'") hatten die äuserlichen Stilmerkmale von Lechners Geologischem Institut übemommen, und Bálint - Jámbor,'' das Architektenpaar des ungarischen Pavillons auf der Pariser Weltausstellung 1900 entlieh einige Motive aus Lechners Vokabular, um ihren historisierenden Plan ein nationales Flair zu geben. Die Popularität der Lechnerschen Variante des „ungarischen Stils" stand 1902 auf seinem Höhepunkt als Kunstkritiker und junge Architekten sogar für die Einrichtung einer von Lechner geleiteten Meisterschule plädierten.'^ Die Gegenattacke der konservativen Opposition unter der Leitung Ignác Alpárs" wartete nicht lange; auf allen Fachforen, aber auch in den staatlichen Institutionen, zum Beispiel im Kultusministerium unterdrückte die Alpár Lobby mit viel Erfolg Lechners Linie.'" Alpár verfügte über die besten politischen Beziehungen; er war ein kluger, gnadenloser Taktiker, und er erhielt die meisten großen Bank- und ministerialen Aufträge in den ersten Jahren des 20-ten Jahrhunderst. Nach der Errichtung der Postsparkasse 1900-1901, erhielt Ödön Lechner keine staatlichen Auftrage mehr. (Er wurde langsame in „heiliger", aber gebrochener alter Herr.) Auch wenn Lechner ab 1902 unterdrückt wurde, so bauten seine Anhanger, eine Schar junger Architekten, sehr viel in dem von ihn initiirten „ungarischen Stil". Villen, Mietshauser, Schulgebauden, Hotels, Ratshäuser und sogar einige Synagogen entstanden in diesen, reich dekorierten Stil. Schon die feindseeligen Zeitgenossen hatten bemerkt, daß besonders viele Architekten jüdischer Abstammung unter Lechners Anhänger waren." Sie spielten diese Tatsache sogar in Verleumdungen aus, um den Charakter des Nationalstiles in Frage zu stellen. [Das Mäzenatentum und die Kunstförderung dieser Stilbewegung wurde wissenschaftlich noch nicht bearbeitet; meine Vermutungen sind also nur Versuche, die Zusammenhänge zu erhellen.] Schon auf dem ersten BUck fällt auf, wie viele Intellektuellen jüdischer Abstammung (aber nicht nur sie) diesen Stil als Künstler, Kritiker oder als Auftragsgeber favorisierten. Lechner selbst war keine Jude, aber die Mehrzahl seiner Nachfolger waren es. Unter anderem Henrik Böhm, Ármin Hegedűs, Zoltán Bálint, Lajos Jámbor, Géza Márkus, Marcell Komor'^ Dezső Jakab,'" Albert Kőrössy," die Brüder Vágó**^ und Béla Lajta um nur die Wichtigsten zu nennen. Welche psychischen, geistigen oder anderen sozio-kulturellen Impulse waren es, die gerade diese jungen Talente so besonders für diesen Stil sensibilisierten? Die Motivationen waren selbstverständlich vielfältig und höchst individuell, einige von ihnen sind aber allgemeingültig. Es ist nachweisbar daß zur Popularisierung des „Magyarischen Stils" die Architekten selbst versuchten die Auftraggeber zu überzeugen, in diesem Stil bauen zu lassen. - Um die Jahrhundertwende war die angesehenste Herausforderung für einen Architekten einen völlig neuen Stil zu schaffen. Kaum ein junges Talent konnte dieser verführerischen Aufgabe wiederstehen. Der „ungarische" oder auch „Lechner-Stil" wurde für ein heimischen, flexiblen, modemen, aber nicht sezessionistischen (also nicht von Wien beeinflußten) Stil gehalten. Diese politisch gefärbte Einstellung forderte besonders auf dem Lande die Verbreitung des Stils.*^ Zwei Altersgruppen können wir innerhalb der jüdischen Anhanger Lechners finden; die älteren 261