Tanulmányok Budapest Múltjából 22. (1988)
VÁROSTÖRTÉNETI TANULMÁNYOK– STADTGESCHICHTLICHE STUDIEN - Póth István: Pest-Buda – az egyetemes szerbség kultúrközpontja = Pest-Ofen, ein Kulturzentrum der Serben 225-240
ISTVÁN PÔTH PEST-OFEN - EIN KULTURZENTRUM DER SERBEN Die serbische Bevölkerung Ungarns hat sich nach der „großen Auswanderung" im Jahre 1690 vermehrt und sich daselbst auch in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht schnell entwickelt. So wurde Pest und Ofen gegen Ende des 18, und in der ersten Hälfte des 19. Jh — parallel mit der hiesigen ungarischen Entwicklung - der geistige und literarische Mittelpunkt der Serben überhaupt. In Ungarn waren damals sowohl die materiellen als auch die gesellschaftlichen Verhältnisse günstiger als im Mutterland auf der Balkanhalbinsel, wo die erfolgreichen Kämpfe gegen die Türken erst Anfang des 19. Jh. begonnen hatten. Die Serben lebten in Pest-Ofen ihr eigenes gesellschaftliches und kulturelles Leben, vor allem im Rahmen der griechisch-orientalischen Kirchengemeinden. Die Ofner Vorstadt Tabán war im 18 Jh. die größte serbische Siedlung, und da lag auch die Amtsgewalt im Ortsrat in den Händen der Serben. Hier hatten sie ihre eigene Schule, und hier betätigten sich auch ihre eigenen Zünfte. Eine serbische Schule gab es freilich auch in Pest. Im städtischen Rat von Ofen und Pest vertrat je ein Senator (Ratsherr) serbischer Nationalität die Interessen der Serben. Der namhafteste unter ihnen war Jovan Muskatirovic (1743(? )—1809), der erste serbische Advokat, der bekannte Schriftsteller der Aufklärung. Bei den Serben in Ungarn entwickelte sich zu dieser Zeit außer dem serbischen nationalen Bewußtsein auch ein sich ans Ungarland knüpfender „hungarus"-Patriotismus. So waren z. B. der erwähnte Muskatirovic, Mihailo Vitkovic (Vitkovics Mihály) und andere gleichzeitig gute Serben und gute ungarische Patrioten. Die Pester Universität spielte eine bestimmende Rolle bei der Herausbildung der serbischen Intelligenz. Eine Anzahl von Dichtern und Schriftstellern, die sich später einen Namen gemacht haben, machten ihre Studien an der ungarischen Universität. Öfters weilte auch der in Serbien geborene und hauptsächlich in Wien lebende große Reformator der serbischen Sprache und Literatur Vuk Stefanovic Karadzic in Pest und Ofen. Sein fundamentales grammatisches Werk hat er 1814 hier geschrieben, und bei dieser Arbeit war ihm der gebildete Pester Lehrer Luka Milovanov zur Hilfe. Die ungarländischen Serben verfolgten natürlich mit großer Aufmerksamkeit und Mitgefühl die Befreiungskämpfe gegen die Türken im Mutterland. Darum machte das 1812 aufgeführte ungarische Drama Cserny György von István Balog einen großen Eindruck auf sie, da der Hauptheld des Stücks, Kararforde (Karadjordje), der Führer des 239